Die Kirche zu Meilendorf

Im Gegensatz zu Fraßdorf scheint Meilendorf, erstmals urkundlich 1272 erwähnt, nie „wüst“ gewesen zu sein und schon immer eine Kirche gehabt zu haben. Wann die erste Kirche in Meilendorf gebaut wurde, läßt sich heute nicht genau sagen. Beim Abriß der 1717 erbauten Kirche im Jahr 1882 hat man im Schutt eine Anzahl Münzen aus der Zeit um 1390 gefunden, so daß anzunehmen ist, daß damals schon eine Kirche gestanden haben muß. Amtlich erwähnt wird die Kirche erstmals im Amtsregister von 1547: „Es ist ein Kirch zu Milendorf…“. Eindeutiger wird es im 18. Jahrhundert. Der Fürst LEOPOLD I von Anhalt-Dessau läßt 1717 bis 1723 eine neue Kirche bauen. „Der Turm ist durch seine Bauart und Höhe (ungefähr 105 Fuß hoch) verbunden mit der hohen Lage der Kirche der ansehnlichste in der ganzen Gegend und mehrere Meilen in der Rund sichtbar. Er ist, wie die Kirche selbst, ganz aus Mauersteinen ausgeführt – unten viereckig und von geringerer Breite als die Kirche – von der Mitte an achteckig und oben in eine schiefergedeckte Kuppel zusammengehend, welche in eine schlanke Spitze mit Knopf, Fahne und Stern ausläuft. Er besteht aus 4 Stockwerken. Jedes der 2 unteren hat 3fensterähnliche Öffnungenmit Löchern, das 3. runde und das oberste 4 große Schalllöcher. Im untersten Raum wurden die Bahren aufbewahrt“. Die Kirche hat 2 Glocken, die im Turm hängen. „Die große Glocke, 78 cm im Durchmesser, ist das Geschenk eines Ehepaares GRIESENBERG, das die Glocke wahrscheinlich nach dem Umbau der Kirche durch Fürst Leopold im Jahr 1717 anfertigen ließ. Wo das Ehepaar Griesenberg wohnte, weiß ich leider nicht. Auf der Glocke sind folgende Inschriften festgehalten:

JOHANN CHRISTOPH HIERING GOSS MICH IN LEIPZIG

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DAVID GRIESENBERG

NEBST SEINEM EHEWEIBE MARGARETHE GRIESENBERGIN

HABEN DIESE GLOCKE IN DIE KIRCHE MEILENDORF

VEREHRET DEN 20. JUNI ANNO 1739

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Die kleine Glocke, 69 cm Durchmesser, aus dem 14. Jahrhundert, trägt am oberen Rand den Spruch: „Die Stimme Gottes, der Friede des Herrn“. Alpha und Omega eröffnen und schließen die Inschrift. Das Läuten hat hier, außer bei Landestrauer, wo es die Gemeinde der Reihe nach verrichtet, durchaus der Schullehrer zu besorgen, ohne daß er irgend eine besondere Vergütung dafür erhält. Auszüge aus Matrikel der Kirche zu Meilendorf – 1842 – Mitteilungen über die 1717 erbaute Kirche. Inschrift über dem nördlichen Eingang der Kirche: „Anno 1717 / Bei glorwürdigem Regierung Serenis Fürst Leopold zu Anhalt etc. etc. ist diese Kirche nachdem durch Gottes gnade die hiesige Gemeinde sich verstärket und die vorige zu klein worden von Grund aus neu gebaut. Got erhalte das Hochfürstliche haus und diese seine Wohnung in Vatersegen und Gnade – Amen“ Diese Kirche von 1717 stand auf dem jetzigen Meilendorfer Friedhof, wo auch die 1. erbaute Kirche stand. Die Baukosten betrugen 1300 Reichstaler.
Im Jahr 1880 begann dann der Bau der 3. Kirche in Meilendorf. (Foto unten) Nachstehend ein Protokoll des Canzleidirektors BENNHOLD                       vom 15.08.1880 Am heutigen Tage Nachmittag 2 Uhr fand hier die Feierlichkeit zur Grundsteinlegung für den Neubau der hiesigen Kirche nach dem beigefügten Programm statt, jedoch mit der Abweichung, das der Herzogliche Bauinspektor Januskowski, welcher durch dringende anderweitige Berufsarbeiten wegen des in Folge eines in diesen Tagen bei Prag nieder gegangenen bedeutenden Wolkenbruchs zu fürchtenden Hochwassers im Elbstrome am Erscheinen verhindert war, durch den hier stationirten Bauführer Wrede aus Dessau vertreten wurde. Die neben genannten beiden Herren Com(m)issarien des Herzoglichen Consitoriums zu Dessau und der Unterschriebene hatten sich zu der vorerwähnten Zeit in der Cantorwohnung, wo die beiden Geistlichen: der Ortspfarrer für Meilendorf, Pfarrer TETTENBORN aus Reupzig, und der Pfarrer und Kreisschulinspector METTE aus Quellendorf – dieser letztere als Vertreter resp. Assistent des jetzt kränkelnden Pfarrers TETTENBORN – ebenfalls eingetroffen waren. Kurz darauf begab man sich nach dem an das Cantoratsgehöft grenzenden alten Kirchhofe, wo der Zug geordnet wurde, der sich dann programm-mäßig nach der auf dem Dorfplatze – nahe dem etwas eingeengten Teiche – gelegenen Baustelle der neuen Kirche in Bewegung setzte. Die Arbeiten für den Neubau der Kirche waren bereits ziemlich weit – bis zur Mauerhöhe –  vorgeschritten, weil die Feierlichkeit für die Grundsteinlegung auf Wunsch der Gemeinde Meilendorf und der nach Meilendorf eingepfarrten Gemeinden, namentlich der die Landleute seit Wochen viel beschäftigenden Erntearbeiten halber, bis heute zurückgestellt worden ist. Nachdem der durch Glockengeläut vom Thurme der z.Z. noch stehenden alten Kirche angekündigte Festzug unter Musikbegleitung sich im in(n)eren Raume der neuen Kirche eingefunden und aufgestellt hatte, wurde die Feierlichkeit, welche außer den im innern Kirchenraume versammelten vielen Gemeindegliedern auch nicht wenige erwachsene jüngere Leute auf den von ihnen erstiegenen Kirchenmauern beiwohnten, mit dem Absingen der drei ersten Verse des Liedes Nr. 636 aus dem Anhalt-Dessauischem Gesangbuche: „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, dem Vater aller Güte pp“ eröffnet. Darauf hielt der Pfarrer METTE aus Quellendorf, in Vertretung des anwesenden Pfarrers TETTEBORN, eine Rede über die Bibelstelle im 1ten Briefe Pauli an die Korinther, Cap.1, Vers 30: „Von welchem auch ihr herkommet in Jesu Geiste, welcher uns gemacht ist  von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung.“ Das Thema der Rede war: „Vom Neubau unseres Lebens und christlichen Wandels in Christo Jesu“. Nach Beendigung der Rede verlas der Cantor und Schullehrer des Ortes, BACHMANN, die hier gleichfalls beigefügte „Urkunde für den Grundstein der neu zu erbauenden Kirche in Meilendorf“. Dieses Document wurde nebst den in Dessau zuletzt erschienenen drei Nummern des Anhaltischen Staats-Anzeigers nebst einigen jetzt gangbaren Deutschen Münzen in das bereit gehaltene viereckige Behältnis von Zink gelegt. Nachdem dieses Behältnis verlöthet und in die links vom Austritte aus der projectirten Sacristei in den Kirchenraum leer gelassene Wandöffnung gestellt worden war, erfolgten die üblichen drei Hammerschläge in der durch das Programm festgestellten Reihenfolge – theilweise unter Hinzufügung von Segenswünschen – zuletzt auch die Hammerschläge des Pfarrers METTE aus Quellendorf, als des Beistandes des Pfarrers TETTEBORN, und des Unterschriebenen. Die darauf folgende Vermauerung der die Urkunde pp. Bergenden Wandöffnung geschah unter Absingung des Liedes Nr. 638 aus dem Anhalt-Dessauischen Gesangbuche: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehre pp.“ Seitens der Schulkinder. Das hiernächst vorgeschriebene Gebet nebst dem an dasselbe sich anschließende „Vater unser“ sprach der Ortspfarrer TRETTEBORN. Nachdem der  Herr Ober-Consistorialrath Dr. Theologiae Schubring über die (Ver)sammelten den Segen gegeben hatte, schloß mit der Absingung des Lied  Nr. 645 aus dem Anhalt-Dessauischen Gesangbuche. „Nun danket Alle Gott pp“ die Feierlichkeit, welche vom Wetter, das während der letzt verflossenen Wochen viele und nicht selten heftige Regengüsse gebracht hatte, begünstigt war und welche anscheinend einen recht befriedigenden Eindruck auf sämmtliche Anwesende gemacht hatte. Nach einer Pause von etwa einem Stündchen begannen die bei solchen Festlichkeiten üblichen Schuljugend- und Volksbelustigungen, und für die amtlich bei der Feierlichkeit anwesend Gewesenen fand ein Festmahl im Gasthofe des Dorfes statt, bei welchem Toost auf Seine Hoheit, den Herzog, und das ganze Herzogliche Haus , auf die kirchliche Oberbehörde, die anwesenden Mitgieder derselben insbesondere, auf alle Förderer und Arbeiter des Meilendorfer Kirchenneubaues u.s.w. ausgebracht wurden und welches in Herzlichkeit und Frohsinn seinen Verlauf nahm.

So nachrichtl. BENNHOLD Canzleidirector

AELKA, Bestand Herzogliches Konsortium, M 4, Nr. 4, Bd. I.
Der Kirchenbau muß heute bereits gesichert werden, da sie langsam einzustürzen beginnt