Meines Wissens nach gibt es leider keine Aufzeichnungen zum Kriegsende 1945 in Fraßdorf.
Ein Bekannter erzählte mir vor kurzem etwas über den Bombenabwurf über Nauendorf mit 9 Toten, worauf ich dann einige ältere Fraßdorfer zum Kriegsende in Fraßdorf befragte. Das Wissen zum Kriegsende ist leider sehr lückenhaft und dürftig, denn diese älteren Fraßdorfer waren zum Kriegsende um die 10 Jahre alt, die diese Ereignisse oft auch noch von Erzählungen der Erwachsenen wissen.
Am 15. April begann das Schießen – der Krieg war direkt im Dorf.
Es gibt Berichte, wonach die Amerikaner über zwei Wege mit Panzern in Fraßdorf eingerückt sind. Sie wollten von der „Akazie“ vom Süden her – heute „An der Kaserne“ nach Fraßdorf reinkommen. Diese Zufahrt war aber durch eine Panzersperre blockiert worden. Die Panzer und Autos fuhren dann über den Acker und kamen von der Bäckerei aus in das Dorf – heute „Bäckerplatz“.
Vorher muß Fraßdorf unter Beschuß gelegen haben. Dabei schlugen 3 Geschosse in die Scheune von Bauer Otto Both ein. Noch heute sind die Einschußlöcher zu sehen. Da Herr Both vorsorglich das ganze Stroh aus der Scheune auf einen Strohdiemen auf´s Feld gebracht hatte ist glücklicherweise kein Brandt entstanden.
Weniger glücklich verlief ein Racheakt eines polnischen Zwangsarbeiters zur gleichen Zeit. Mit dem Einmarsch der Amerikaner legte er im Stall des Bauern Both ein Feuer wodurch der Dachstuhl abbrannte. Angeblich haben dann die Amerikaner noch beim Löschen geholfen.
Bei Bauer Otto Uhde kam es dagegen zum Brand seiner Scheune, die dann zu einer Ruine niederbrannte.
Ein weiterer Einmarsch erfolgte vom Kreuzweg (Straßenkurve nach Meilendorf) durch Panzer. Sie fuhren am Kreuzweg geradeaus in Richtung Ortsausgang Zehmigkau. Dabei wurde auch auf einem Gehöft (damals Adolf Meier) das Dach durchschossen.
Alle Leute mußten damals für sich und ihre Familien einen kleinen Bunker (Erdloch) ausschachten. So war auch im ehemaligen Gutsgarten (hinter Blisse gelegen) ein Bunker, in dem sich einige Leute versteckt hatten. Als die Panzer von Meilendorf anrollten, wollten 2 übereifrige Jungen aus diesem Bunker mit dem Gewehr auf die Panzer schießen. Herr Wallek hat diese Jungs aber schnell mit ein paar Ohrfeigen davon abbringen können, so daß die Panzer an Fraßdorf vorbei zogen und dann auf der Anhöhe nach Zehmigkau einen Zwischenstopp machten.
Es gab dabei noch Gewehrbeschuß aus Zehmigkau. Worauf die Panzer dann zurück schossen und dabei das Gehöft von Bank´s in Zehmigkau beschädigten. Ein Soldat muß dabei am Landgraben gefallen sein.
Ein Flugzeug hat wohl auch eine Brandbombe zwischen der Brennerei und dem Gehöft von Zander´s fallen gelassen. Herr Zander, der sich mit seiner Familie hinter den dicken Mauern seines Kuhstalles versteckt hatte, konnte rausspringen und gerade noch so das Feuer löschen, welches fast schon den Scheuneneingang erreicht hatte.
Auf dem Acker zwischen Meilendorf und Hinsdorf mußte ein Bomber notlanden. Es war aber keine Besatzung mehr an Bord. Sie hatten sich vorher mit dem Fallschirm gerettet.
So berichtete es auch Roland Hahn in seinem Beitrag, daß östlich von Fraßdorf auf einem riesigen Feld bei einer Baumgruppe ein amerikanischer Bomber abgeschossen und abgestürzt sein soll. In seinem Bericht wird auch erwähnt, daß in dem Haus von Schuster Hahn die Amerikaner dann ihre Kommandantur einrichteten und die Großeltern von Roland Hahn in den Keller ziehen mußten, bis im Sommer 1945 die Amerikaner wieder abzogen, weil dann die Russen das Gebiet zugesprochen bekamen.
Deutschland wurde am 2. August 1945 dann von den 4 Siegermächten – USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich – in 4 Besatzungszonen.aufgeteilt. Fraßdorf gehörte ab dann leider zur sowjetischen Besatzungszohne und die Amerikaner zogen wieder ab.
In Zehmigkau soll sich in dieser Zeit ein weiterer Vorfall zugetragen haben.
„Streuber Jäne“ soll mit einem Gewehr von Zehmigkau (jetzt ist dort der Kinderspielplatz) auf einen Jeep der Amerikaner, der auf der Straße von Fraßdorf nach Meilendorf fuhr, geschossen haben.
Daraufhin fuhren die Amerikaner zum Zehmigkauer Ortsbürgermeister Hofmeier und forderten ihn auf, den Schützen ausfindig zu machen und auszuliefern. Sonst würden sie Zehmigkau dem Erdboden gleich machen. Herr Hofmeier ist wohl zu Streuber gegangen und hat ihn aufgefordert ganz schnell zu verschwinden. Den Amerikanern teilte er mit, daß er den Schützen nicht mehr finden könne und hatte sie dann mit viel Zureden von deren Plan abbringen können.
Zahlreiche Männer aus Fraßdorf mußten im 2. Weltkrieg ihr Leben lassen. Nach Aussagen von jetzigen Einwohnern sind das:
Otto Bau Ernst Schlüter
Alfred Gleau Walter Uhde
Walter Fischer Erich Reichardt
Rudi Meiling Alfred Heinrich
…?… Böttcher
Auch 3 unbekannte Soldaten sind in unserem Dorfumfeld wohl am Landgraben im Jeser gefallen und auf dem hiesigen Friedhof begraben worden.
Ihre Gräber sind noch heute vorhanden.
Sollte jemand noch mehr aus dieser Zeit und Fraßdorf betreffend wissen, so kann er sich gerne an uns wenden und/oder einen Kommentar zu diesem Betrag senden.