einer der 4 Trupps, die um Fraßdorf den Müll einsammelten
Dreiundzwanzig fleißige Helfer trafen sich am 11.03.2023 vormittags am Fischteich und machten sich von da aus in vier Teams aufgeteilt und begleitet von Schneeregen in alle Himmelsrichtungen auf den Weg.
Wieder einmal galt es die Umgebung von Fraßdorf von achtlos weggeworfenen Müll zu befreien. Und auch dieses mal hat es wieder gelohnt! LEIDER!!!
Neben einem Flachbildschirm, Teppichresten, einem Autoreifen, fanden die Sammler wieder Unmengen an Kaffeebechern und vor allem aber auch viele Glasflaschen. Diese könnten schnell zur Gefahr für Tiere werden oder bei ungünstiger Sonneneinstrahlung einen Brand verursachen.
Nachdem ca. 20 Müllsäcke abgefüllt worden waren, fand der Einsatz dann bei einem gemütlichen Beisammensein mit einer von Matthias und Christoph gekochten Soljanka seinen Abschluß.
Allen freiwilligen Helfern sei hiermit recht herzlich gedankt!
In den 50iger Jahren, als es noch keinen Fernseher und kein Handy gab, war für uns Fraßdorfer Kinder das Baden gehen im Sommer der größte Spaß.
Die einzige Möglichkeit in Fraßdorf dafür bot der „Fischteich“ auf der Wiese von Bauer Rößler. Der Teich war nicht sehr tief und zu unserer Zeit schon leicht verschlammt. Das hinderte uns Kinder aber nicht, dort zu baden. Alle Kinder, so auch ich, haben zu dieser Zeit dort das Schwimmen gelernt – ohne Schwimmlehrer oder beheiztem Schwimmbecken.
Die größte Freude hatten wir dann noch, wenn die Süßkirschen an der „Etzdorfer Trifft“ reif wurden. Ein Baum war besonders früh reif und der gehörte natürlich uns Kinder.
Bedingt durch das Trinkwassereinzugsgebiet rund um Fraßdorf zur Trinkwassergewinnung für die Stadt Dessau – es wurden täglich 20.000 m3 Grundwasser durch Trinkwasserbrunnen nach Dessau gepumpt – trocknete unser Badeteich auf Rößlers Wiese allmählich aus.
Wir hätten, wenn wir baden wollten entweder nach Repau oder nach Zehmigkau in den Bruch mit dem Fahrrad fahren müssen. Auch am Elsnigker Schachtteich oder in der Mosigkauer Badeanstalt wäre das Baden möglich gewesen. Alles wäre sehr weit und mit dem Fahrrad im heißen Sommer anstrengend gewesen.
1956 wurde dann unser Fraßdorfer Dorfteich gereinigt. Mit Kipploren wurde der Schlamm aus dem Teich geschoben und auf dem heutigen Grundstück NEUBERT abgekippt.
Als der Sommer 1959 (?) sehr heiß war, kamen wir Jungs dann auf die Idee im Dorfteich zu baden. Dies war allerdings verboten (warum auch immer?).
Dorfteich in Fraßdorf – in Blickrichtung zum Grundstück Gleau
Der Dorfpolizist, den es damals in jedem Ort noch gab, ordnete an den Teich sofort zu verlassen. Wir Jungs saßen alle auf GLEAUs Seite des Teiches und wollten gerne weiter baden – lieferten uns also ein Katz- und Mausspiel mit dem Dorfpolizisten. Wenn der Polizist auf unsere Seite zu kam, schwammen wir schnell auf die andere Teichseite, so daß er uns nicht greifen konnte. Das passierte aber nicht oft, denn der Dorfpolizist konfiszierte dann kurzerhand unsere Sachen, welche auf der Seite am Umspannwerk abgelegt waren und nahm diese mit in seine Wohnung, wo er auch sein Büro hatte.
Nun war guter Rat teuer, denn wir wollten ja unsere Sachen wieder zurück haben. Wir Jungs machten uns voll dreckig mit Schlamm und marschierten zur Wohnung des Polizisten ROTTER. Die Wohnung befand sich im oberen Geschoß der damaligen Brennerei, eine steile Treppe führte hinauf. Frau Rotter war eine sehr reinliche Frau. Alles blitze bei ihr zu Hause. Als sie die Horde Jungs die Treppe rauf kommen sah, naß und voller Dreck und Schlamm, schimpfte sie ihren Mann kräftig aus, so daß dieser sofort unsere Sachen rausrückte und wir Jungs schnell verschwinden konnten. Das Schimpfen seiner Frau war noch weit zu hören.
1962 planten dann die Fraßdorfer, den alten Fischteich im NAW (Nationales AufbauWerk) als Bad für die Kinder herzurichten. (Die Zeitung „Freiheit“ v. 04.08.1962 berichtete von dem Vorhaben) Vom 23.Juni bis 18. Juli, als noch keine so große Arbeitsspitze in der Landwirtschaft war, wurden 1.315 Std. im NAW geleistet. Alt und Jung zogen nach Feierabend mit Hacke und Schippe zum Einsatz.
In diesen Wochen haben die Fraßdorfer 400 m3 Erde bewegt und 200 Transportstunden geleistet. Der Gesamtwert betrug 7.882,00 Mark.
Auch waren schon Betonteile angefahren.
Leider blieb das Projekt unvollendet, da die Gemeinde keine Genehmigung für die Wasserzuführung vom Wasserwerk an der Quellendorfer Straße erhielt.
Der Teich wurde dann nach und nach wieder zugefüllt und ist heute Bestandteil von Rößlers Wiese.
1974 bis 1979 wurde in Quellendorf im Nationalen Aufbauwerk NAW ein Freibad errichtet. Viele Betriebe halfen mit Technik und Material, die Quellendorfer leisteten ungezählte Aufbaustunden. Nicht nur die Quellendorfer nahmen das Freibad schnell in Besitz, auch Menschen der umliegenden Dörfer sowie aus Köthen und Dessau kamen hierher, um sich zu erholen.
Das Freibad in Quellendorf
Im Jahr 2004 machte das Bad nicht mehr auf. Nach über 20 Jahren hatte sich ein Sanierungsstau aufgebaut den die Gemeinde, sie war Eigentümerin des Bades, nicht mehr aufbringen konnte. Auch Nachbargemeinden sahen sich nicht in der Lage finanzielle Mittel beizusteuern.
Das bedeutete das endgültige Aus für dieses schön gelegene Freibad – schade!
Im Jahr 2017 herrschte noch einmal im Badebecken von Quellendorf viel Betrieb – bei den Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“ mit Wolfgang Stumph und Robert Atzorn in den Hauptrollen. Gedreht wurde im Juli. Und die Filmemacher waren froh, ein stillgelegtes Freibad gefunden zu haben.
Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“
Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“
Genau wie heute wieder, war früher der Wind eine der wichtigsten Energiequellen. Das wichtigste Nahrungs- und Futtermittel war früher, genauso wie heute, das Getreide. Um das Getreide besser nutzen zu können, mußte es erst gemahlen werden. Dazu dienten einst einfache Mörser oder Handsteinmühlen – später dann Wasser- oder Windmühlen.
So hatte auch Fraßdorf eine Windmühle. Erstmals erwähnt wurde diese Windmühle von LINDNER 1833 in seinem Buch „Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt“.
Es muß aber schon eher eine Mühle gegeben haben, denn
1757 wird schon ein Windmüller Gottlieb HARTMANN im Adressverzeichnis erwähnt.
1793 dann ein Martin HARTMANN,
1810 dann ein Gottlieb SCHMIDT
1842 dann ein Georg MINSEL
1879 ist aber im Wasser- und Windmühlenverzeichnis von Anhalt für Fraßdorf oder Meilendorf keine Mühle verzeichnet.
1902 ist dann, wie auf der Zeichnung von 1901 zu ersehen ist, ein Gustav FISCHER als Müller benannt.
Montageplan Bockwindmühle, ohne Bock und Flügel. – Längsschnitt. – Querschnitt. – Grundriss Steinboden und Mehlboden.; Maßstab: 1:25
Die von LINDNER erwähnte Mühle befand sich am Weg von Meilendorf nach Hinsdorf und konnte entweder über die heutige Straße „An der Kaserne“ – die seinerzeit noch ein Feldweg war – oder über einen kleinen Feldweg ca. 50 m vor dem Kreuzweg Richtung Süden erreicht werden. (siehe Kartenskizze) Der Standort war so gewählt, Das die Mühle von Fraßdorfern und Meilendorfern bei fast gleicher Entfernung genutzt werden konnte.
diese Skizze zeigt per Bleistift eingezeichnet den Feldweg und den Standort der Mühle
Am 6.Februar 1933 gegen Mittag bei starkem Westwind brannte diese Mühle völlig ab. Auch eine große Menge Getreide und Mehl sollen den Flammen zum Opfer gefallen sein.
Diese Mühle stand seit 1848 und gehörte zu diesem Zeitpunkt (1933) dem Müller Robert MANSFELD.
Auch eine Vorgängermühle wurde durch Brand vernichtet.
An Stelle dieser Windmühle wurde dann eine Motormühle – ein 3etagiger roter Backsteinbau – in unserem Dorf von Müller Mansfeld errichtet, welche dieser bis zur Stilllegung ca. 1964/64 (?) betrieben hat. Hier wurde das Getreide der Bauern geschrotet und Mehl für den Bäcker gemacht.
die Motormühle des Müllers Robert MANSFELD stand in Fraßdorf. Robert Mansfeld steht mit seinem Sohn Karlheinz vor seiner Mühle. Rechts daneben war das Wohnhaus der Familie Robert Mansfeld mit seiner Frau Martha (geb. Fleck) und Sohn Karlheinz vor dem Eingang ihres Wohnhauses
Aus eigener Erfahrung weiß ich folgendes zu berichten: Als ich einmal Brot holte vom Bäcker sagte dieser zu mir „Junge euer Mehl ist alle. Du mußt wieder Mehl bringen. Und dann brachte ich einen Zentner Weizen oder Roggen zur Mühle und anschließend das daraus gemahlene Mehl zum Bäcker. Vom Bäcker erhielten wir dafür eine bestimmte Anzahl Brote und mußten nur den Arbeitslohn an den Bäcker zahlen.
Schon vor dem Tod des Müllers MANSFELD (seine Frau war bereits vor ihm verstorben) hatte er selbst das Mühlengebäude an Karl Both jun. verkauft und ist nach Quellendorf ins Seniorenheim gezogen. Karl Both widerum verkaufte das Mühlengrundstück weiter an die Familie Roost. Diese Familie baute es zu einem Wohnhaus um und bewohnt es noch heute.
das Foto zeigt die einstige Mühle – nun schon viele Jahre als Wohnhaus genutzt
Heute gibt es einige Dörfer weiter entfernt von Fraßdorf noch eine Bockwindmühle. Sie wurde als Baudenkmahl nach historischen Unterlagen wieder funktionstüchtig hergerichtet. Alljährlich im Sommer findet jetzt dort ein Mühlenfest statt, das von vielen Besuchern und Interessierten aufgesucht wird.
Die bereits 1814 erbaute Bockwindmühle in Libehna in der heutigen Zeit
Alle Fraßdorfer Einwohner waren eingeladen worden, um gemeinsam einige gemütliche und besinnliche Stunden bei Kaffee, Kuchen und Weihnachtsgebäck in Familienatmosphäre zu verbringen.
Schön festlich eingedeckte Tische und ein geschmückter Weihnachtsbaum strahlten den eintretenden Besuchern entgegen. Rentner und Eltern mit ihren Kindern sind am Vortag des 1. Advent gekommen, um die weihnachtliche Zeit einzuläuten.
Gerne hätten es noch einige Einwohner und Kinder mehr sein können.
Sehr schade für die Daheimgebliebenen, denn sie haben schon einiges verpaßt.
Nach einer wohlschmeckenden Kaffeerunde gingen die Kinder mit ihren Eltern zum Weihnachtsbasteln in einen kleineren Nebenraum, so daß die Rentner ausgiebig und ungestört schwatzen konnten.
Später dann wurden die Basteleien bewundert und gemeinsam Weihnachtslieder mit Gitarrenbegleitung durch Ralf Moritz gesungen. Dazu gab es Glühwein, ein Bierchen oder noch andere alkoholfreie Getränke und dann zu abendlicher Zeit einen Bockwurstimbiss. Die Stimmung am Nachmittag war fast wie zu Hause in der Familie.
Die superfleißigen und sehr umsichtigen Weihnachtswichtel bescherten vielen Fraßdorfern eine urgemütliche Weihnachtsstimmung!
Ihnen gebührt deshalb ein ganz besonders herzliches Dankeschön!
Schon von einigen seit längerem erwartet, lud Günther Fischer am 16. Oktober 2022 wieder zu einer Flurwanderung ein. Wo es hingehen sollte, wurde erst am Sonntag früh als kleine Überraschung bekannt gegeben.
Gestartet wurde der Fußmarsch wieder um 9:30 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus mit einigen Ausführungen zur Historie der Domäne.
Bei bestem Wanderwetter führte Günther Fischer die Gruppe von knapp 20 Interessierten diesmal Richtung Westen.
Es ging vorbei am Haus der Familie Venediger mit Erklärungen zu der dort ehemals gestandenen „Käsevilla“ weiter Richtung „Kreuzweg“ – gelegen an der Kurve der Straße nach Meilendorf.
Von dort wanderten wir entlang des ehemaligen „Langen Weges“ zur Straße von Meilendorf nach Zehmigkau. Hier wurden Erläuterungen zum „Tälchen“ und zur Lage von Zehmigkau auf einer kleinen Anhöhe gegeben. Auch entsprang vor der Ortslage Zehmigkau ein ehemals existierender Graben, welcher dann Richtung Fraßdorf durch die „Rüster“ zum „Schwemmegraben“ die Äcker entwässerte.
Von der kleinen Anhöhe an der Meilendorf-Zehmigkauer Straße ging es dann Richtung Westen zur wüst gefallenen Dorfstätte „Karsteinick“, welche südlich des Zehmigkauer Bruches mittig eines heute 100 ha großen Feldes lag. Es galt 1329 noch als besetztes Dorf. Urnenfunde belegen die einstige Existenz dieses Dorfes.
Weiter ging die Wanderung zum Westende des Zehmigkauer Bruches, wo gerade Räumungsarbeiten an Teichen und Gräben durchgeführt werden, die als sogenannte Ausgleichsfläche für die neue Bundesstraße B6n als Rückzugsort für diverse Kröten und andere Tiere wirken sollen. Wir besuchten auch den „Bruchteich“, wo viele Erinnerungen am Badespaß aus vergangenen Zeiten zum Besten gegeben wurden.
Durch die Ortslage Zehmigkau wanderten wir dann zurück nach Fraßdorf.
Hier gab es noch Erläuterungen zur Obstplantage mit Obstdarre der ehemaligen Domäne, sowie zur „Rüster“.
Am Dorfgemeinschaftshaus angekommen, konnte sich dann jeder mit einer deftigen Erbsensuppe und einem guten Bier stärken.
Dem Chefkoch Matthias Weigt und seinen Helfern, die für diesen guten Mittagsservice gesorgt haben, gilt ein ganz besonderes Dankeschön!
Die Gaststätte Both von Heinz Menzel als Zeichnung festgehalten
Unser Dorf, so klein es auch ist – es schwankte immer zwischen 200 und 300 Einwohner – hatte aber doch 3 Gaststätten aufzuweisen.
Es gab vor und nach dem Krieg die Gastwirtschaften von Franz HARTGE, Karl RÖßLER und die Gaststätte mit Kolonialwarenhandel Paul BOTH.
Wann sie genau entstanden sind, wird wohl nicht genau festzustellen sein. Einzig bei der Gaststätte Both, auf diesem Grundstück wohnte vor 1900 ein Schneidermeister, der anfing Bier auszuschenken.
Später übernahm Karl STEINBRECHER das Grundstück. Er machte eine Restauration (Gaststube mit Saal) und daneben einen kleinen Laden mit Kolonialwaren auf. Sein Name ist in einer Aufstellung von Personen erwähnt, die in Fraßdorf gewohnt haben. 1908/1912 ist ein Karl Steinbrecher als Restaurateur namentlich festgehalten worden.
In einer Aufstellung von Amtsbezirken aus dem Jahr 1879 ist ein 7. Amtsbezirk genannt, der u.a. die Gemeinde Fraßdorf mit Herzöglicher Landes-Domäne erwähnt. Hier ist als Gastwirt Rößler Carl genannt. Sein Nachfolger war Max Rößler, geb. 1874 und danach dann Karl Rößler, geb. 1901.
Als Restaurateure und Materialwarenhändler sind hier die Herren Friedrich Hoppe – Friedrich Kreuzmann aufgeführt. Sie könnten vlt. die Vorgänger von Karl Steinbrecher gewesen sein.
Im Jahr 1925 hat PAUL BOTH das Anwesen übernommen. Seitdem war es die „Restauration und Kolonialwarenhandel Both“. Er und seine Frau Lina (geb. Streuber aus Klein Weißandt) hatten dazu auch die Poststelle inne und sie trugen täglich die Briefe und Pakete aus.
Die Restauration Paul Both um 1930 war Gasthaus, Kaufladen und Poststelle.
1961 ging die Gastwirtschaft dann an den Sohn Heinz BOTH über, der sie bis zu ihrer endgültigen Schließung im Jahr 1991 bewirtschaftete. Sie war die dominierende Gastwirtschaft im Dorf.
Der kleine Kolonialwarenladen, in dem es damals von Bonbons, Mehl, Zucker, Milch usw., aber auch Farben, Pinsel, Farbwalzen, Nägel, Schrauben, Kuhketten und andere Kleinartikel gab, war schon 1978 geschlossen worden.
Hier steht Heinz Both in seinem Kolonialwarenladen. Alles ist gut und übersichtlich angeodnet
Auf diesem Foto ist zu erkennen, daß der Kolonialwarenladen schon zu einem Wohnraum umgebaut worden ist. Der Eingangsbereich wurde geschlossen und ein neues Fenster eingesetzt.
Dieses Schild hing über der Eingangstür zur Gaststätte und war abends beleuchtetEtwa 1975/80 – Der Gastwirt Heinz Both sitzt mitten unter seinen Gästen. Reiner Pohle, Reiner Swintek, Hans Wagner, Ernst Thau, Achim Schulze und Werner Mölle (von li nach re)
Schon zuvor war die Poststelle neu eingerichtet worden im ehemaligen Umspannwerk am Dorfteich. Hier war dann Frau Kusier viele Jahre die Postfrau für Fraßdorf und sie wußte schon beim Überreichen der Postkarte die Nachricht mündlich zu übermitteln.
Im zu Boths Gaststätte dazu gehörenden Saal, der bereits 1892 gebaut worden war, gab es über die Jahre verschiedentliche Tanzveranstaltungen, wie Maskenball, Ringreiterball, Feuerwehrball, Ernteball der LPG usw.
Einladung zum Tanz in Boths Gaststätte
Die Männer waren immer schon recht zeitig vor Tanzbeginn da, um einen Tisch freizuhalten. Wenn ihre Angetrauten zum offiziellen Einlaß erschienen, waren die Herren der Schöpfung oft schon gut angeschickert, denn man konnte ja nicht trocken da so rumsitzen und warten.
Und zu späterer Stunde dann gab es immer als kleine Zwischenmahlzeit Bockwürstchen mit Brötchen.
Viele Anekdoten werden noch heute von diesen Ausgeh-Abenden erzählt.
Wie schon oben erwähnt – gab es noch die Wirtschaften von Franz HARTGE und Karl RÖßLER (geb. 1901), dem Nachfolger von Max Rößler (geb. 1874).
Rößlers Wirtschaft befand sich an der Ecke des Dorfplatzes, dem früheren Bäckerplatz und Handwerkerviertel und bestand nur aus einer kleinen Gaststube mit drei Tischen und einem Billard. Karl Rößler war hauptsächlich Bauer mit ca. 18 ha Fläche.
Auf dem Bäckerplatz – Die Bauernwirtschaft und Restauration Karl Rößler. Der Bäckerplatz war das handwerkliche Zentrum Fraßdorfs. Hier waren außer des Bauern und Gastwirts Rößler auch der Schuster, die Gärtnerei, Bäckerei, Stellmacherei und die Schmiede ansässig.
An der Hausecke der Wirtschaft war damals eine Sonnenuhr angebracht, die bei Abriß des Gaststättengebäudeteils von Roswitha Schulze gerettet und gut verwahrt wurde. Diese Sonnenuhr konnte nach einer Überarbeitung durch unseren Schmiedemeister Gerald Paetzel zur 750-Jahrfeier von Fraßdorf dann an Rößlers Wohnhaus, in dem nun inzwischen Familie Wieser wohnt, gut sichtbar wieder angebracht werden. (siehe auch Artikel vom 14. August 2016)
Viele Jahre fristete die Sonnenuhr ein vergessenes Dasein in einer Scheune bei Schulzes, aber dort war sie gut aufgehoben, um nun zum 750jährigen Fest wieder an die Öffentlichkeit zu kommen.
Schnell ist die Sonnenuhr wieder angebracht. Da die Sonne scheint, kann sie auch eingerichtet werden,
Und begossen werden muß dieser historische Akt natürlich auch
Schön sieht sie wieder aus, oder?
Die Gaststätte von FRANZ HARTGE befand sich in der Mitte der Gasse (heute die Etzdorfer Straße) und hatte nebenbei auch einen kleinen Lebensmittelladen. Freitags gab es hier immer frische Hausschlachtewurst…
Jede der 3 Gaststätten wurde von einer anderen Brauerei beliefert.
Both wurde beliefert von der „Schade-Brauerei“ Dessau, Hartge bezog „ABC-Bier“ (Aktien Brauerei Cöthen) und Karl Rößler schenkte Dessauer „Schultheiss-Patzendorfer“ aus.
Die beiden Kneipen von Hartge und Rößler bestanden wohl bis Ende der 1960iger Jahre.
Im Jahr 1991 ist dann die Gaststätte von Heinz Both geschlossen worden, als der Besitzer Rentner wurde. Alle Männer des Dorfes begleiteten ihren „Kneiper Heinz Both“ in den wohlverdienten Ruhestand mit einem letztmalig ausgeschenkten Bier, aber auch mit einem weinenden Auge der Männer.
Einer der letzten Gäste hatte sich ein Andenken von Heinz Both abstempeln lassenAlle Gäste sind zum letzten Bierausschank erschienen und haben ein letztes Bier mit ihrem „Kneiper Heinz Both“ getrunken
In den Jahren nach der Schließung der Gastwirtschaft wurden dann bauliche Veränderungen vorgenommen. Die Gaststube wurde zu Wohnraum umgebaut und der Saal wurde 2007 abgerissen, so daß die frei gewordene Südseite des Hauses für eine Außenterasse hergerichtet werden konnte
Danach gab es nochmals eine Gaststätte (von ca. 1991 bis etwa 1998?) auf der Domäne in dem ehemaligen Ochsenstall, der schon in den 1960iger Jahren als Kulturraum für die Dorfbewohner umgebaut worden war und heute immer noch als Veranstaltungssaal im Dorfgemeinschaftshaus fungiert.
Ein reges Jugendleben entwickelte sich in Fraßdorf in den 1950iger Jahren. Gab es doch damals noch keinen Fernseher, kein Handy oder Computer.
Es bestand auch besonders nach dem Krieg großes Interesse wieder gemeinschaftlich etwas zu erleben.
Um 1954/55 gründete die damalige FDJ-Gruppe eine Schalmeienkapelle unter der Leitung von Lehrer Kurt Neubert. Sie hatte viele Jahre Bestand und es erneuerten sich die Instrumentalisten doch stets nach Ausscheiden weggezogener Jugendlicher.
die Schalmeienkapelle um 1962
Eine Wiederauferstehung erfuhr die Schalmeienkapelle zum 750jährigen Jubiläum Fraßdorfs 2016.
Aber gehen wir gedanklich wieder zurück zu den 1950/60 Jahren.
Zu einer der besten Grundeinheiten der FDJ des Kreises Köthen gehörte Fraßdorf. Mit Freude und Frohsinn sind die Jugendlichen dabei, die VI Weltfestspiele vorzubereiten. Im Januar waren es 9 Veranstaltungen, die die Freunde in Fraßdorf durchführten.
Am 17. Januar 1957 war Volkstanzprobe zur Vorbereitung auf das Treffen zum Ausscheid aller Volkstranzgruppen am 23./24. Februar; am 18. Januar probte der Chor, am 23. Januar erschienen zur Mitgliederversammlung 27 (!) Freunde.
Es vergeht keine Woche , wo die Jugendfreunde nicht zusammen kommen.
Neben vielen Veranstaltungen im Jugendraum war es besonders auch die Volkstanzgruppe, die von sich Reden machte.
Vier Paare bildete hier die Volkstanzgruppe: vlnr. Horst Schieche, Ursel Niklowitz, Ernst Thaun, Marianne Voigt, Helmut Uhlig, Karin Schwuchow, Joachim Schulze, Ingrid Knapp… es gab aber noch mehr Mitglieder in der Tanzgruppe, wie Karin Lässig, Wolfgang Schulze und Günter Mohr…
Einen schönen Erfolg konnte da die Volkstanzgruppe erringen. Sie konnte den 1. Platz beim Wettbewerb der Landgruppen erreichten und durfte dann zur Bezirksleistungsschau der Volkskunst nach Halle fahren.
Das wichtigste Betätigungsfeld für die Fraßdorfer Tanzgruppe aber waren die Auftritte zu Festlichkeiten in den umliegenden Dörfern. Als Beispiel sei nachfolgend ein Auftritt in Gnetsch genannt:
Nach 30 Jahren gab es 1985 ein gut vorbereitetes Wiedersehenstreffen der ehemaligen Volkstanzmitglieder. Mit eingeladen waren auch ihre inzwischen angetrauten Ehepartner. Einige angefügte Seiten entstammen einer Erinnerungs-Schmuckausgabe mit Fotos und Zeitungsausschnitten über die damaligen Aktivitäten der jugendlichen Volkstanzgruppe.
Bei einem Treffen 30 Jahre später erwärmen die alten Aufnahmen die Herzen aller ehemaligen Volkstänzer
…und sie nehmen alle noch einmal Aufstellung von links nach rechts: Wolfgang und Karin Schulze (geb. Lässig), Ursel Niklowitz, Günter Mohr, Ingrid Gräber (geb. Knapp), Karin Hoppe (geb. Schwuchow), Helmut Uhlig, Horst Schieche, Achim Schulze, Ernst ThaunZur 750 Jahr-Feier Fraßdors 2016… …ist die damalige Volkstanzgruppe natürlich auch ein Bestandteil des Festumzugs. Das damals mitgeführte Plakat ist heute im Dorfgemeinschaftshaus ausgestellt!
Diese Malerei von Hans Menzel zeigt die „Käsevilla“ oder Villa „Sick dich für“ bereits als Wohnhaus am Feldweg nach Zehmigkau
Wo heute hinter dem Dorfgemeinschaftshaus drei Garagen stehen, stand bis etwa 1970 ein großer Schafstall. (siehe auch die Ortsdraufsicht weiter unten im Text) Der letzte Schäfer war Otto Frohberg aus Meilendorf.
Bis zum Jahr 1870 etwa stand im dahinter liegendem Schäfergarten das alte Käsehaus. Damals war die Domäne noch selbständiger Gutsbezirk und hatte seine eigene Käserei. In diesem Gebäude reifte der hergestellte Käse.
Mit Enstehen der Molkerei in Quellendorf etwa um 1901 wurde dann die Milchverarbeitung auf den Höfen weitestgehend eingestellt. Butter, Quark, Käse wurden ab da in der Molkerei zentral hergestellt und vermarktet. Somit wurde dann das Käsehaus überflüssig.
Ortsdraufsicht von Fraßdorf um 1938 -Mit IV ist die Villa „Sick dich für“ auf der Karte markiert; auch die Akazien sind mit 4 Punkten eingezeichnet worden
Aber bereits zuvor wurde dieses Käsehaus abgetragen und am damaligen Feldweg nach Zehmigkau (wo heute das Haus der Familie Venediger steht) als Wohnhaus wieder aufgebaut. Bis in die 1930iger Jahre war dieses Haus bewohnt, undzwar von Aufsehern und Landarbeitern der Domäne. Damals war der Standort des Hauses doch weiter vom eigentlichen Dorf entfernt gewählt worden, so daß es eine Einzelstellung hatte. Die auf dem Bild sichtbaren breiten Akazienbäume spendeten reichlich Schatten und machten es zu einer angenehmen Wohnstätte. Oft müssen diese Akazien in der Dämmerung besonders düster gewirkt haben und in der Vorstellung mancher Dorfbewohner an der manchmal unbewohnten „Villa“ böse Geister heraufbeschworen haben. Ein Schornstein- und Dachstuhlbrand und andere unklar gebliebene spukhafte Dinge in diesem Häuschen haben die Meinung von der Anwesenheit von Gespenstern bestärkt, daher dann auch der Name „Villa sieck dich für“ stammt.
Erwähnenswert ist, daß das Haus in 1870/1880iger Jahren ein Aufseher namens Dürre bewohnte. Sein Sohn Wilhelm besuchte die damalige zweiklassige Dorfschule mit Erfolg und konnte seiner Fähigkeiten wegen als Schulhelfer dem oft erkrankten und von 1877 bis 1882 hier amtierenden Lehrer Friedrich Vettmer zur Seite stehen. Von unserer Dorfschule aus kam Wilhelm Dürre zum Landesseminar nach Köthen. Später machte er sich als Chordirektor in Dessau einen Namen.
Nach dem Aufseher Dürre hat noch fast vier Jahrzehnte der tüchtige Hofmeister Behrendt die segensreiche Arbeit auf seinem Posten für die Domäne geleistet und in der „Villa“ gewohnt
Die Aufnahme zeigt die Käsevilla um 1935 mit ihren Bewohnern Herrn Karl und Frau Wilhelmine Behrendt; Nachkommen der auf dem Bild stehnden Karl und Wilhelmine Behrend waren im Mai 2007 auf der Suche nach ihren Wurzeln in Fraßdorf bei Roßwitha Schulze, der Ortschronistin von Fraßdorf erschienen, um auf den Wegen ihrer Großeltern und Eltern zu wandeln und fertigten diese Ahnentafel an.
Um 1940 wurde dieses Haus dann im Zuge der Aufsiedlung der Domäne von einem Quellendorfer Bauunternehmen abgerissen. Die Steine und das Holz dieses doch sicher auch mehr als hundert Jahre alten Fachwerkhauses wurden wieder verwendet, was damals zum dritten mal geschah!
Roswitha Schulze
Im den Jahren 1955/56 wurde dieses Haus von Paul Venediger an dem Standort der damaligen „Käsevilla“ errichtet. Ein Sohn, Peter Venediger und seine Familie wohnt heute noch in diesem Haus
1955 baute die Familie Paul und Erika Venediger mit ihren Kindern aus Aken an dieser Stelle ein neues Haus
Da es im Dezember dieses Jahres auf Grund der immer noch andauernden Pandemie erneut nicht möglich war, eine Weihnachtsfeier für Kinder und Senioren(-innen) auszurichten brauchte es wieder fleißige kleiner und großer Weihnachtswichtel, um kleine Präsente im Dorf zu verteilen.
Alle Fraßdorfer Kinder und Senioren waren von den Weihnachtswichteln in den abendlichen Stunden mit einem kleinen Geschenk überrascht worden und haben sich gefreut –
Neu war in diesem Jahr, dass nicht nur die Seniorinnen und Senioren bedacht wurden, sondern das auch die Fraßdorfer Kinder eine kleine Aufmerksamkeit erhielten.
Und als Dank für ihre außergewöhnliche persönliche Einsatzbereitschaft bei der Neugestaltung der Außenanlage und der Sanierung des Dorf-gemeinschaftshauses wurden Herr Norman Michel und Herr Ronny Burghausen mit einem Präsent bedacht.
Ronny Burghausen erhält hier ein „Dankeschön“ für seine Einsatzbereitschaft im Dorfgemeinschaftshaus
Im Namen des Ortschaftsrates wünsche ich allen ein gesundes und hoffentlich besseres neues Jahr 2022!