Enthüllung der Grabmaltafel des ehemaligen Amtmann Johann Carl Heydenreich

Die überarbeitete Grabmaltafel des Amtmann Johann Carl Heydenreich wurde am DGH in Fraßdorf angebracht

Vorwort des Ortsbürgermeisters Ralf Moritz

In vielen Gemeinden gibt es Einwohner, die sich mit ihrem persönlichen Arrangement aktiv und uneigennützig für das Gemeinwohl „Aller“ einbringen und in ihrem Dorf immer versuchen noch etwas zu bewegen oder auch nur am Leben zu halten.

Aber auch die Sorge, dass die geschichtliche Vergangenheit einfach in Vergessenheit geraten könnte und unwiederbringlich verloren gehen würde, treibt einige Enthusiasten an, sich für die Erfassung und Erforschung der Ereignisse unserer Dorfgeschichte zu arrangieren.

Besonders hervorheben möchte ich hier den Einsatz von Frau Roswitha Schulze, welche schon vor vielen Jahren ein umfangsreiches Archiv über viele interessante Angelegenheiten unseres Dorfes angelegt hat und dieses auch heute noch ständig pflegt.

Aber auch unser an Jahren ältestes Mitglied des Ortschaftsrates Herr Günther Fischer arrangiert sich schon seit vielen Jahren für den nachhaltigen Erhalt unserer Geschichte.

So sorgte er in der Vergangenheit dafür, dass das Grab der Familie Reichert, welches sich mit der Einrichtung des Friedhofs in Fraßdorf 1931 als 1. Grab auf diesem befindet und für dieses keine Nachkommen gefunden werden konnten, dass die Grabplatte wieder saniert wurde und als bleibender historischer Teil auf dem Fraßdorfer Friedhof bleiben kann.

Einweihung der Grabmaltafel am DGH Fraßdorf

In den Nachmittagsstunden des 23.11.2024 erfolgte die feierliche Enthüllung der nun zwischenzeitlich am Dorfgemeinschaftshaus in Fraßdorf angebrachten Grabmaltafel des ehemaligen Amtmann Johann Carl Heydenreich.

Vorrangegangen ist diesem Ereignis ein ständiges Bemühen und auch eindringliches Drängen des Ortschaftsrates Günther Fischer.

Dieser hatte schon vor längererr Zeit die Initiative ergriffen, für den damaligen Amtmann Heydenreich in Fraßdorf eine Gedenkstätte zu errichten, weil er damals als letzter Amtmann ein „Amt Fraßdorf“ verwaltete .

Das Amt Fraßdorf existierte bis zum Tod von JOHANN CARL HEYDENREICH, dem letzten Amtmann der Domäne Fraßdorf im Jahre 1818. Im Herzogtum Anhalt gab es zu der Zeit 14 Ämter für Zwecke der Verwaltung und des Gerichtswesens.

Zu Amt Fraßdorf gehörten die Orte Fraßdorf – Meilendorf – Körnitz – Zehmigkau – Wadendorf – Hinsdorf – Lingenau – Kochstedt. 1787 enthielt es in allen 8 Ortschaften 1394 Menschen, um 1800 mehr als 1600.

Mit der Trennung von Justiz und Verwaltung kam es im Jahr 1819 zur Bildung des Justizamtes Quellendorf (bis 1838 Qualendorf), welches 26 weitere Orte umfaßte, so auch Fraßdorf.

Trotzdem nannte sich jeder Pächter der Domäne Fraßdorf weiterhin Amtmann.

Historisch sei hierzu erwähnt, dass Fraßdorf erst seit dem Jahr 1931 einen eigenen Friedhof hatte und die Bestattung des Amtmannes, sowie weiterer Fraßdorfer bis dahin auf dem Meilendorfer Friedhof erfolgte.

Ursprünglich war angedacht, den gesamten Grabstein auf einen historisch relevanten Platz am Gutshaus in Fraßdorf als Denkmal umzulagern.

Auf Grund des desolaten Zustandes des aus Kalksandstein bestehenden Grabsteins, welcher nun schon seit über 200 Jahren Witterungsverhältnisse ausgesetzt ist und dadurch sehr starke Zeichen des Verfalls aufweist, wurde dieser Gedanke jedoch wieder verworfen, um das Denkmal nicht noch mehr zu beschädigen oder gänzlich zu zerstören.

Das Grabmahl des Amtmann Johann Carl Heydenreich auf dem Meilendorfer Friedhof vor ca. 20 Jahren aufgenommen

Ein schon vor ca. 20 Jahren entstandenes und noch mit analogen Mitteln erstelltes Foto dokumentiert sehr deutlich, wie sehr das Denkmal durch Umwelteinflüsse geschädigt wurde.

Deutlich sind dort auch schon die Risse an den Außenkanten der an der Frontseite angebrachten Grabtafel zu erkennen.

Mit Einverständnis des damaligen evangelischen Pfarrers Herrn Höppner (der Grabstein befindet sich auf dem kirchlichen Teil des Meilendorfer Friedhofs), der Verwaltung „Südliches Anhalt“ und dem Ortschaftsrat Meilendorf (letzterer stimmte nach Überzeugungsarbeit dann doch mehrheitlich zu) wurde die Tafel vorsichtig demontiert und einer Sanierung durch einen Steinmetz zugeführt.

Angemerkt sei hierbei, daß die Tafel zu diesem Zeitpunkt bereits nur noch an einem von vier Eckpunkten Halt fand und das Abnehmen ohne jegliche technische Hilfsmittel ganz leicht erfolgen konnte. Sie wäre offensichtlich in nächster Zeit von allein abgefallen und durch das Herunterfallen zerborsten, wie das bereits mit einem Flügel einer im oberen Teil des Denkmals befindlichen Engelsfigur geschehen ist.

Herr Fischer hatte für diesen Tag der Demontage aber vorgesorgt und eine geeignete Holzplatte zur Abnahme und Fixierung sowie für den Abtransport vorbereitet. Und es waren weitere helfende Hände zur Unterstützung dabei.

Damit konnte die Platte fast als ganzes Teil zu einem Steinmetz gebracht werden.

Nun war noch zu klären, wo und auf welche Weise die Grabtafel einen würdigen Platz in Fraßdorf finden soll.

Zum einen sollte die Tafel sicher vor weiteren Beschädigungen sowie aber auch vor Diebstahl geschützt angebracht werden. Die Tafel selbst hat schon ein Eigengewicht von ca. 100 Kilogramm.

Zum Zweiten sollte aber von außen auch nicht sichtbar sein, mit welchen Mitteln diese angebracht wurde.

Dazu wurde unser Schmiedemeister Gerald Paetzel angesprochen, welcher sich glücklicherweise bereit erklärte diese Nuss zu knacken.

Er machte es sich schon bei den Vorbereitungen nicht einfach eine geeignete Lösung zu finden und informierte sich hierzu an mehreren Orten zu ähnlichen bereits realisierten Projekten.

Schmiedemeister Paetzel fertigte einen geeigneten Stahlrahmen, ließ diesen verzinken und fertige zudem noch eine perfekte Aufhängung. Er unterstützte also dieses Vorhaben mit Rat und Tat und seinem Gabelstapler!

Der Ortschaftrat beschloss die Tafel am linken Flügel des Dorfgemeinschaftshauses in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Gutshaus anzubringen, wo sie dann am 23.11.2024 nachmittags feierlich enthüllt wurde.

Zur Enthüllung waren alle Einwohner des Dorfes eingeladen worden. Zahlreiche Interessierte nahmen teil, auch der Bürgermeister unserer Verwaltungsgemeinschaft „Südliches Anhalt“, Herr Thomas Schneider, hatte vom Ortschaftsrat eine Einladung erhalten und erfreute uns mit seinem Besuch.

Im Anschluss fand noch ein geselliges Zusammensein im Jagdzimmer des DGH statt bei welchen unser neuer Grill eingeweiht wurde und es konnte weiter über historische und gegenwärtige Ereignisse ausgiebig diskutiert werden.

Jedenfalls war es noch schön gemütlich, mal am Kaminfeuer bei Glühwein, Bier und Grillwurst zu quatschen.

Ein herzliches Dankeschön wird an alle Unterstützer gerichtet, die dieses Vorhaben zu einem erfolgreichen Abschluß brachten.

Ralf Moritz

Ortsbürgermeister

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