In den 50iger Jahren, als es noch keinen Fernseher und kein Handy gab, war für uns Fraßdorfer Kinder das Baden gehen im Sommer der größte Spaß.
Die einzige Möglichkeit in Fraßdorf dafür bot der „Fischteich“ auf der Wiese von Bauer Rößler. Der Teich war nicht sehr tief und zu unserer Zeit schon leicht verschlammt. Das hinderte uns Kinder aber nicht, dort zu baden. Alle Kinder, so auch ich, haben zu dieser Zeit dort das Schwimmen gelernt – ohne Schwimmlehrer oder beheiztem Schwimmbecken.
Die größte Freude hatten wir dann noch, wenn die Süßkirschen an der „Etzdorfer Trifft“ reif wurden. Ein Baum war besonders früh reif und der gehörte natürlich uns Kinder.
Bedingt durch das Trinkwassereinzugsgebiet rund um Fraßdorf zur Trinkwassergewinnung für die Stadt Dessau – es wurden täglich 20.000 m3 Grundwasser durch Trinkwasserbrunnen nach Dessau gepumpt – trocknete unser Badeteich auf Rößlers Wiese allmählich aus.
Wir hätten, wenn wir baden wollten entweder nach Repau oder nach Zehmigkau in den Bruch mit dem Fahrrad fahren müssen. Auch am Elsnigker Schachtteich oder in der Mosigkauer Badeanstalt wäre das Baden möglich gewesen. Alles wäre sehr weit und mit dem Fahrrad im heißen Sommer anstrengend gewesen.
1956 wurde dann unser Fraßdorfer Dorfteich gereinigt. Mit Kipploren wurde der Schlamm aus dem Teich geschoben und auf dem heutigen Grundstück NEUBERT abgekippt.
Als der Sommer 1959 (?) sehr heiß war, kamen wir Jungs dann auf die Idee im Dorfteich zu baden. Dies war allerdings verboten (warum auch immer?).
Dorfteich in Fraßdorf –
in Blickrichtung zum Grundstück Gleau
Der Dorfpolizist, den es damals in jedem Ort noch gab, ordnete an den Teich sofort zu verlassen. Wir Jungs saßen alle auf GLEAUs Seite des Teiches und wollten gerne weiter baden – lieferten uns also ein Katz- und Mausspiel mit dem Dorfpolizisten. Wenn der Polizist auf unsere Seite zu kam, schwammen wir schnell auf die andere Teichseite, so daß er uns nicht greifen konnte. Das passierte aber nicht oft, denn der Dorfpolizist konfiszierte dann kurzerhand unsere Sachen, welche auf der Seite am Umspannwerk abgelegt waren und nahm diese mit in seine Wohnung, wo er auch sein Büro hatte.
Nun war guter Rat teuer, denn wir wollten ja unsere Sachen wieder zurück haben. Wir Jungs machten uns voll dreckig mit Schlamm und marschierten zur Wohnung des Polizisten ROTTER. Die Wohnung befand sich im oberen Geschoß der damaligen Brennerei, eine steile Treppe führte hinauf. Frau Rotter war eine sehr reinliche Frau. Alles blitze bei ihr zu Hause. Als sie die Horde Jungs die Treppe rauf kommen sah, naß und voller Dreck und Schlamm, schimpfte sie ihren Mann kräftig aus, so daß dieser sofort unsere Sachen rausrückte und wir Jungs schnell verschwinden konnten. Das Schimpfen seiner Frau war noch weit zu hören.
1962 planten dann die Fraßdorfer, den alten Fischteich im NAW (Nationales AufbauWerk) als Bad für die Kinder herzurichten. (Die Zeitung „Freiheit“ v. 04.08.1962 berichtete von dem Vorhaben) Vom 23.Juni bis 18. Juli, als noch keine so große Arbeitsspitze in der Landwirtschaft war, wurden 1.315 Std. im NAW geleistet. Alt und Jung zogen nach Feierabend mit Hacke und Schippe zum Einsatz.
In diesen Wochen haben die Fraßdorfer 400 m3 Erde bewegt und 200 Transportstunden geleistet. Der Gesamtwert betrug 7.882,00 Mark.
Auch waren schon Betonteile angefahren.
Leider blieb das Projekt unvollendet, da die Gemeinde keine Genehmigung für die Wasserzuführung vom Wasserwerk an der Quellendorfer Straße erhielt.
Der Teich wurde dann nach und nach wieder zugefüllt und ist heute Bestandteil von Rößlers Wiese.
1974 bis 1979 wurde in Quellendorf im Nationalen Aufbauwerk NAW ein Freibad errichtet. Viele Betriebe halfen mit Technik und Material, die Quellendorfer leisteten ungezählte Aufbaustunden. Nicht nur die Quellendorfer nahmen das Freibad schnell in Besitz, auch Menschen der umliegenden Dörfer sowie aus Köthen und Dessau kamen hierher, um sich zu erholen.
Im Jahr 2004 machte das Bad nicht mehr auf. Nach über 20 Jahren hatte sich ein Sanierungsstau aufgebaut den die Gemeinde, sie war Eigentümerin des Bades, nicht mehr aufbringen konnte. Auch Nachbargemeinden sahen sich nicht in der Lage finanzielle Mittel beizusteuern.
Das bedeutete das endgültige Aus für dieses schön gelegene Freibad – schade!
Im Jahr 2017 herrschte noch einmal im Badebecken von Quellendorf viel Betrieb – bei den Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“ mit Wolfgang Stumph und Robert Atzorn in den Hauptrollen. Gedreht wurde im Juli. Und die Filmemacher waren froh, ein stillgelegtes Freibad gefunden zu haben.