Die Ernte von Melonen und Kürbisse fiel bei Familie Erika und Günther Fischer aus Fraßdorf in diesem Jahr, dank der vielen Sonne und Wärme, guter Pflege und der vielen Mühe beim Gießen besonders reichhaltig aus.
Spontan kam Ihnen daraufhin die Idee nach der Ernte der Früchte das gesamte Dorf am Samstag, den 14.09.2024 zu einer Melonenverkostung und zu einem Kürbis- und Zierkürbisbasar hinter dem Dorfgemeinschaftshaus einzuladen. Hier war für das etwas frische, windige Wetter eine schön geschützte Ecke und sogar die Sonne ließ sich blicken und wärmte alle Besucher. Unterstützt wurde diese fixe Idee gerne vom Ortsbürgermeister.
Ja, und essen konnte jeder bis es sprichwörtlich „aus den Ohren wieder herauskam“, denn die Melonen waren saftig und süß – also seeeehr lecker.
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Es blieb auch Zeit sich über den Anbau von Melonen und über die vielfältigen Erfahrungen des Landwirtes beim Obst- und Gemüseanbau auszutauschen oder auch sonst mal einfach nur zu erfahren, was es in unserem Fraßdorf wohl so „Neues“ gibt.
Auch zum Mitnehmen für zu Hause war für alle reichlich Melonen und Kürbissorten (z.B. Hokkaidos oder Muskatkürbisse für Suppe) vorhanden, so daß gerne mehr Fraßdorfer hätten zugreifen können. Denn der Einladung folgten leider nur um die 20 Bewohner.
Die Veranstalter fragten sich zum Abschluss auch dieses Mal: „Was haben wir falsch gemacht?“ und hoffen, dass sich beim nächsten Treffen noch mehr Einheimische – auch gerne mit ihren Gästen – einfinden.
Den aus mehreren Kisten bestehenden Rest an Zierkürbissen spendete Familie Fischer spontan einem Köthener Seniorenheim, welche diese Gabe gerne annahm und als herbstliche Deko in ihrem Haus verwenden wird.
Am 09.09.2023 fand auf dem Grundstück der Familie Günther Fischer ein „Fraßdorfer Erntekranz“ statt.
alles ist soweit fertig vorbereitet – Samstag früh noch einige Blümchen auf die Tische – und dann können die Besucher kommen
Schon im Eingangsbereich begrüßte die zahlreichen Besucher ganz passend zum Erntefest ein liebevoll dekorierter Erntewagen mit der Erntekrone und ein Schild mit einem „Herzlichen Willkommen“ darauf.
Die Sonne schien fast etwas zu intensiv für September. Aber tags zuvor wurde neben vielen Sitzgelegenheiten auch ein schattenspendendes Zelt und einige Sonnenschirme von den Organisatoren mit aufgebaut, so daß die Besucher es gut aushalten konnten. Und eine gute und ausreichende Getränkeversorgung war an diesem warmen Tag durch den Ortsbürgermeister mit seinen Helfern abgesichert worden.
der Hofeigentümer begrüßt die recht zahlreich erschienen Besucher
Herr Fischer eröffnete die Veranstaltung und erläuterte die Abläufe des täglichen landwirtschaftlichen Lebens auf einem Bauernhof vor ca. 100 Jahren von der Aussaat bis zur Verarbeitung des Saatgutes.
die verschiedenen Getreidearten stehen zum Anschauen bereit
eine Sense wird gedengelt – heißt scharf gemacht, damit die Getreidehalme gut abgemäht werden können
Zu Anfang wurde den Besuchern der Umgang mit der Sense und auch das „Dengeln“ einer Sense erläutert und vorgeführt. Kaum einer kann das noch selbst machen, was früher auf jedem Gehöft gang und gäbe war.
alle gebundenen Getreidegarben werden zu Puppen oder Staucken (9 Garben) oder Mandeln (12 Garben) zum Trocknen auf dem Feld aufgestellt
Nach dem Absensen wurden die Getreidehalme von Frauen zusammengerafft und geordnet gebündelt, dann zu Puppen, Staucken, Mandeln aufgestellt und nach dem Abtrocknen eingefahren und mit Dreschflegeln ausgedroschen.
aus den Getreidebündeln werden die Körner mit dem Dreschfleger ausgedroschen
die ausgeschlagenen Körner werden zusammengefegt und eingesackt
Wie alle Besucher eindrucksvoll sehen und auch selbst ausprobieren konnten, war dies – neben den vielen weiteren Tätigkeiten in der damaligen Landwirtschaft – eine sehr anstrengende und kräftezehrende Arbeit.
die Windfege trennt das Korn von der Spreu
dann wird das Korn eingesackt und kann gewogen werden
die Kinder verfolgen den Arbeitsablauf aufmerksam
auch beim Strohhächseln sind die Kinder aufmerksame Zuschauer
Schließlich wurde dann in der sogenannten „Windfege“ die Spreu vom Weizen getrennt und das Erntegut in Säcke abgefüllt und gewogen. Es konnte danach in der Mühle geschrotet für Futterzwecke oder zu Mehl für den Bäcker zum Brot backen verarbeitet werden.
Die verbliebenen ausgedroschenen Strohbündel wurden mit der Hächselmaschine klein gehächselt und konnten für das Viehfutter mitgenutzt werden.
Jeder, der wollte, konnte sich auch mal an den Gerätschaften ausprobieren, was dann auch für etwas Spaß sorgte.
Herr Fischer nahm sich nach den Vorführungen noch die Zeit mit kleinen Gruppen in seinem liebevoll restaurierten Museum Utensilien des täglichen Gebrauchs auf einem Bauernhof zu zeigen und zu erläutern.
Das Schweineschlachten war früher in der Winterzeit auf jedem Bauernhof Tradition – hier einige Dinge, die dafür gebraucht wurden.
Gerätschaften für den Anbau und die Ernte der Kartoffeln
der alte Trecker war besonders für die Kleinsten interessant – sie wollten gar nicht mehr absteigen
Pünktlich zur Mittagszeit erschien Matthias Weigt mit dem schon seit den frühen Morgenstunden zubereiteten Wildschweinbraten, den sich dann alle Gäste genüsslich schmecken lassen konnten.
Mehr als 80 Portionen an Wildschweinbraten wurden von Matthias ausgeschenkt.
Unser Dank gilt der Familie Fischer und allen fleißigen Helfern, welche diese Veranstaltung – die von allen Besuchern als sehr gelungen und interessant bewertet wurde – erst möglich machten.
Ehrung des langjährigen Kapellenleiters Dietrich Weber
was hat dieses Ereignis mit Fraßdorf zu tun?
Im Jahr 1954 gründete die Fraßdorfer FDJ-Gruppe (Freie Deutsche Jugend) eine Schalmeienkapelle unter der Leitung von Lehrer Kurt Neubert. Etwas später übernahm für lange Zeit sein Sohn Walter Neubert die Leitung der Kapelle. Die Fraßdorfer Schalmeienkapelle war zur kulturellen Umrahmung von Festlichkeiten und Versammlungen immer gern gesehen.
Besonders zum 1. Mai und zu dem am Abend vorher stattfindenden Fackelumzug spielte die Kapelle in den angrenzenden Dörfern. Für den Transport der Musikantengruppe mußte die MTS oder LPG sorgen. Diese Tage waren sehr anstrengend.
die Schalmeienkapelle um 1962
Aber auch zu anstehenden Wahlen wurde schon frühmorgens um 06:00 Uhr spielend durchs Dorf marschiert, damit auch alle rechtzeitig wählen gehen sollten.
Im Laufe der Jahre wurden die Fraßdorfer Jugendlichen immer weniger. Zehmigkauer mußten mitspielen; aber die Besetzung wurde immer schwieriger.
Nach Walter Neubert dann übernahmen die Leitung der Kapelle Helmuth Schuchard aus Fraßdorf und Petra Osterland aus Zehmigkau. Die Mitspielerbeteiligung ließ trotz aller Anstrengeungen zu wünschen übrig.
Anfang/Mitte der 70iger Jahre abverfügte dann der Rat des Kreises die Instrumente zur Polytechnischen Oberschule nach Großbadegast. Man erhoffte sich damit eine regere Beteiligung und eine leichtere Organisation über die dortige FDJ-Gruppe.
Daraus wurde aber nichts, so daß dann die Instrumente durch die SED-Kreisleitung dann an die Schalmeienkapelle Köthen übergeben wurden.
In der Schalmeienkapelle Köthen spielte damals schon der jetzige Leiter, Dietrich Weber. Er ist inzwischen schon viele Jahre mit seiner Familie in Fraßdorf wohnhaft.
Zur 750-Jahr-Feier von Fraßdorf ist es Dietrich Weber gelungen, einen großen Teil der alten Mitglieder wieder an die Instrumente zu holen. Fleißiges Üben ließ die ehemalige Fraßdorfer Schalmeienkapelle wieder auferstehen und die „Ehemaligen“ präsentierten ihr Können dann zum Festtag von Fraßdorf zur Freude aller Festbesucher auf dem Dorfplatz. Und dafür wurden sie mit einem riesengroßen Beifall und Jubel belohnt!!!
Die Köthener Schalmeienkapelle hat im Juni 2023 ihr 50jähriges Bestehen mit einem „Konzert“ in Meilendorf auch mit befreundeten Musikgruppen dieses Ereignis gebührend gefeiert. Viele Besucher hatten sich zum Jubiläum eingefunden und verfolgten die musikalischen Darbietungen der Schalmeiengruppen bei Kaffee, Kuchen, Erbsensuppe, Grillwurst und Bier.
Dietrich Weber wird für seine jahrelange Leitertätigkeit gebührend geehrt
Demnach dürften zu diesem 50jährigen Bestehen der Schalmeienkapelle Köthen auch noch Instrumente aus dem Fraßdorfer Bestand erklungen sein…
…und wir hoffen und wünschen es doch sehr, daß der Schalmeienkapelle noch recht lange fleißige Spieler zur Verfügung stehen, die diese Tradition hochhalten werden.
In den 50iger Jahren, als es noch keinen Fernseher und kein Handy gab, war für uns Fraßdorfer Kinder das Baden gehen im Sommer der größte Spaß.
Die einzige Möglichkeit in Fraßdorf dafür bot der „Fischteich“ auf der Wiese von Bauer Rößler. Der Teich war nicht sehr tief und zu unserer Zeit schon leicht verschlammt. Das hinderte uns Kinder aber nicht, dort zu baden. Alle Kinder, so auch ich, haben zu dieser Zeit dort das Schwimmen gelernt – ohne Schwimmlehrer oder beheiztem Schwimmbecken.
Die größte Freude hatten wir dann noch, wenn die Süßkirschen an der „Etzdorfer Trifft“ reif wurden. Ein Baum war besonders früh reif und der gehörte natürlich uns Kinder.
Bedingt durch das Trinkwassereinzugsgebiet rund um Fraßdorf zur Trinkwassergewinnung für die Stadt Dessau – es wurden täglich 20.000 m3 Grundwasser durch Trinkwasserbrunnen nach Dessau gepumpt – trocknete unser Badeteich auf Rößlers Wiese allmählich aus.
Wir hätten, wenn wir baden wollten entweder nach Repau oder nach Zehmigkau in den Bruch mit dem Fahrrad fahren müssen. Auch am Elsnigker Schachtteich oder in der Mosigkauer Badeanstalt wäre das Baden möglich gewesen. Alles wäre sehr weit und mit dem Fahrrad im heißen Sommer anstrengend gewesen.
1956 wurde dann unser Fraßdorfer Dorfteich gereinigt. Mit Kipploren wurde der Schlamm aus dem Teich geschoben und auf dem heutigen Grundstück NEUBERT abgekippt.
Als der Sommer 1959 (?) sehr heiß war, kamen wir Jungs dann auf die Idee im Dorfteich zu baden. Dies war allerdings verboten (warum auch immer?).
Dorfteich in Fraßdorf – in Blickrichtung zum Grundstück Gleau
Der Dorfpolizist, den es damals in jedem Ort noch gab, ordnete an den Teich sofort zu verlassen. Wir Jungs saßen alle auf GLEAUs Seite des Teiches und wollten gerne weiter baden – lieferten uns also ein Katz- und Mausspiel mit dem Dorfpolizisten. Wenn der Polizist auf unsere Seite zu kam, schwammen wir schnell auf die andere Teichseite, so daß er uns nicht greifen konnte. Das passierte aber nicht oft, denn der Dorfpolizist konfiszierte dann kurzerhand unsere Sachen, welche auf der Seite am Umspannwerk abgelegt waren und nahm diese mit in seine Wohnung, wo er auch sein Büro hatte.
Nun war guter Rat teuer, denn wir wollten ja unsere Sachen wieder zurück haben. Wir Jungs machten uns voll dreckig mit Schlamm und marschierten zur Wohnung des Polizisten ROTTER. Die Wohnung befand sich im oberen Geschoß der damaligen Brennerei, eine steile Treppe führte hinauf. Frau Rotter war eine sehr reinliche Frau. Alles blitze bei ihr zu Hause. Als sie die Horde Jungs die Treppe rauf kommen sah, naß und voller Dreck und Schlamm, schimpfte sie ihren Mann kräftig aus, so daß dieser sofort unsere Sachen rausrückte und wir Jungs schnell verschwinden konnten. Das Schimpfen seiner Frau war noch weit zu hören.
1962 planten dann die Fraßdorfer, den alten Fischteich im NAW (Nationales AufbauWerk) als Bad für die Kinder herzurichten. (Die Zeitung „Freiheit“ v. 04.08.1962 berichtete von dem Vorhaben) Vom 23.Juni bis 18. Juli, als noch keine so große Arbeitsspitze in der Landwirtschaft war, wurden 1.315 Std. im NAW geleistet. Alt und Jung zogen nach Feierabend mit Hacke und Schippe zum Einsatz.
In diesen Wochen haben die Fraßdorfer 400 m3 Erde bewegt und 200 Transportstunden geleistet. Der Gesamtwert betrug 7.882,00 Mark.
Auch waren schon Betonteile angefahren.
Leider blieb das Projekt unvollendet, da die Gemeinde keine Genehmigung für die Wasserzuführung vom Wasserwerk an der Quellendorfer Straße erhielt.
Der Teich wurde dann nach und nach wieder zugefüllt und ist heute Bestandteil von Rößlers Wiese.
1974 bis 1979 wurde in Quellendorf im Nationalen Aufbauwerk NAW ein Freibad errichtet. Viele Betriebe halfen mit Technik und Material, die Quellendorfer leisteten ungezählte Aufbaustunden. Nicht nur die Quellendorfer nahmen das Freibad schnell in Besitz, auch Menschen der umliegenden Dörfer sowie aus Köthen und Dessau kamen hierher, um sich zu erholen.
Das Freibad in Quellendorf
Im Jahr 2004 machte das Bad nicht mehr auf. Nach über 20 Jahren hatte sich ein Sanierungsstau aufgebaut den die Gemeinde, sie war Eigentümerin des Bades, nicht mehr aufbringen konnte. Auch Nachbargemeinden sahen sich nicht in der Lage finanzielle Mittel beizusteuern.
Das bedeutete das endgültige Aus für dieses schön gelegene Freibad – schade!
Im Jahr 2017 herrschte noch einmal im Badebecken von Quellendorf viel Betrieb – bei den Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“ mit Wolfgang Stumph und Robert Atzorn in den Hauptrollen. Gedreht wurde im Juli. Und die Filmemacher waren froh, ein stillgelegtes Freibad gefunden zu haben.
Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“
Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“
Schon von einigen seit längerem erwartet, lud Günther Fischer am 16. Oktober 2022 wieder zu einer Flurwanderung ein. Wo es hingehen sollte, wurde erst am Sonntag früh als kleine Überraschung bekannt gegeben.
Gestartet wurde der Fußmarsch wieder um 9:30 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus mit einigen Ausführungen zur Historie der Domäne.
Bei bestem Wanderwetter führte Günther Fischer die Gruppe von knapp 20 Interessierten diesmal Richtung Westen.
Es ging vorbei am Haus der Familie Venediger mit Erklärungen zu der dort ehemals gestandenen „Käsevilla“ weiter Richtung „Kreuzweg“ – gelegen an der Kurve der Straße nach Meilendorf.
Von dort wanderten wir entlang des ehemaligen „Langen Weges“ zur Straße von Meilendorf nach Zehmigkau. Hier wurden Erläuterungen zum „Tälchen“ und zur Lage von Zehmigkau auf einer kleinen Anhöhe gegeben. Auch entsprang vor der Ortslage Zehmigkau ein ehemals existierender Graben, welcher dann Richtung Fraßdorf durch die „Rüster“ zum „Schwemmegraben“ die Äcker entwässerte.
Von der kleinen Anhöhe an der Meilendorf-Zehmigkauer Straße ging es dann Richtung Westen zur wüst gefallenen Dorfstätte „Karsteinick“, welche südlich des Zehmigkauer Bruches mittig eines heute 100 ha großen Feldes lag. Es galt 1329 noch als besetztes Dorf. Urnenfunde belegen die einstige Existenz dieses Dorfes.
Weiter ging die Wanderung zum Westende des Zehmigkauer Bruches, wo gerade Räumungsarbeiten an Teichen und Gräben durchgeführt werden, die als sogenannte Ausgleichsfläche für die neue Bundesstraße B6n als Rückzugsort für diverse Kröten und andere Tiere wirken sollen. Wir besuchten auch den „Bruchteich“, wo viele Erinnerungen am Badespaß aus vergangenen Zeiten zum Besten gegeben wurden.
Durch die Ortslage Zehmigkau wanderten wir dann zurück nach Fraßdorf.
Hier gab es noch Erläuterungen zur Obstplantage mit Obstdarre der ehemaligen Domäne, sowie zur „Rüster“.
Am Dorfgemeinschaftshaus angekommen, konnte sich dann jeder mit einer deftigen Erbsensuppe und einem guten Bier stärken.
Dem Chefkoch Matthias Weigt und seinen Helfern, die für diesen guten Mittagsservice gesorgt haben, gilt ein ganz besonderes Dankeschön!
Die Gaststätte Both von Heinz Menzel als Zeichnung festgehalten
Unser Dorf, so klein es auch ist – es schwankte immer zwischen 200 und 300 Einwohner – hatte aber doch 3 Gaststätten aufzuweisen.
Es gab vor und nach dem Krieg die Gastwirtschaften von Franz HARTGE, Karl RÖßLER und die Gaststätte mit Kolonialwarenhandel Paul BOTH.
Wann sie genau entstanden sind, wird wohl nicht genau festzustellen sein. Einzig bei der Gaststätte Both, auf diesem Grundstück wohnte vor 1900 ein Schneidermeister, der anfing Bier auszuschenken.
Später übernahm Karl STEINBRECHER das Grundstück. Er machte eine Restauration (Gaststube mit Saal) und daneben einen kleinen Laden mit Kolonialwaren auf. Sein Name ist in einer Aufstellung von Personen erwähnt, die in Fraßdorf gewohnt haben. 1908/1912 ist ein Karl Steinbrecher als Restaurateur namentlich festgehalten worden.
In einer Aufstellung von Amtsbezirken aus dem Jahr 1879 ist ein 7. Amtsbezirk genannt, der u.a. die Gemeinde Fraßdorf mit Herzöglicher Landes-Domäne erwähnt. Hier ist als Gastwirt Rößler Carl genannt. Sein Nachfolger war Max Rößler, geb. 1874 und danach dann Karl Rößler, geb. 1901.
Als Restaurateure und Materialwarenhändler sind hier die Herren Friedrich Hoppe – Friedrich Kreuzmann aufgeführt. Sie könnten vlt. die Vorgänger von Karl Steinbrecher gewesen sein.
Im Jahr 1925 hat PAUL BOTH das Anwesen übernommen. Seitdem war es die „Restauration und Kolonialwarenhandel Both“. Er und seine Frau Lina (geb. Streuber aus Klein Weißandt) hatten dazu auch die Poststelle inne und sie trugen täglich die Briefe und Pakete aus.
Die Restauration Paul Both um 1930 war Gasthaus, Kaufladen und Poststelle.
1961 ging die Gastwirtschaft dann an den Sohn Heinz BOTH über, der sie bis zu ihrer endgültigen Schließung im Jahr 1991 bewirtschaftete. Sie war die dominierende Gastwirtschaft im Dorf.
Der kleine Kolonialwarenladen, in dem es damals von Bonbons, Mehl, Zucker, Milch usw., aber auch Farben, Pinsel, Farbwalzen, Nägel, Schrauben, Kuhketten und andere Kleinartikel gab, war schon 1978 geschlossen worden.
Hier steht Heinz Both in seinem Kolonialwarenladen. Alles ist gut und übersichtlich angeodnet
Auf diesem Foto ist zu erkennen, daß der Kolonialwarenladen schon zu einem Wohnraum umgebaut worden ist. Der Eingangsbereich wurde geschlossen und ein neues Fenster eingesetzt.
Dieses Schild hing über der Eingangstür zur Gaststätte und war abends beleuchtetEtwa 1975/80 – Der Gastwirt Heinz Both sitzt mitten unter seinen Gästen. Reiner Pohle, Reiner Swintek, Hans Wagner, Ernst Thau, Achim Schulze und Werner Mölle (von li nach re)
Schon zuvor war die Poststelle neu eingerichtet worden im ehemaligen Umspannwerk am Dorfteich. Hier war dann Frau Kusier viele Jahre die Postfrau für Fraßdorf und sie wußte schon beim Überreichen der Postkarte die Nachricht mündlich zu übermitteln.
Im zu Boths Gaststätte dazu gehörenden Saal, der bereits 1892 gebaut worden war, gab es über die Jahre verschiedentliche Tanzveranstaltungen, wie Maskenball, Ringreiterball, Feuerwehrball, Ernteball der LPG usw.
Einladung zum Tanz in Boths Gaststätte
Die Männer waren immer schon recht zeitig vor Tanzbeginn da, um einen Tisch freizuhalten. Wenn ihre Angetrauten zum offiziellen Einlaß erschienen, waren die Herren der Schöpfung oft schon gut angeschickert, denn man konnte ja nicht trocken da so rumsitzen und warten.
Und zu späterer Stunde dann gab es immer als kleine Zwischenmahlzeit Bockwürstchen mit Brötchen.
Viele Anekdoten werden noch heute von diesen Ausgeh-Abenden erzählt.
Wie schon oben erwähnt – gab es noch die Wirtschaften von Franz HARTGE und Karl RÖßLER (geb. 1901), dem Nachfolger von Max Rößler (geb. 1874).
Rößlers Wirtschaft befand sich an der Ecke des Dorfplatzes, dem früheren Bäckerplatz und Handwerkerviertel und bestand nur aus einer kleinen Gaststube mit drei Tischen und einem Billard. Karl Rößler war hauptsächlich Bauer mit ca. 18 ha Fläche.
Auf dem Bäckerplatz – Die Bauernwirtschaft und Restauration Karl Rößler. Der Bäckerplatz war das handwerkliche Zentrum Fraßdorfs. Hier waren außer des Bauern und Gastwirts Rößler auch der Schuster, die Gärtnerei, Bäckerei, Stellmacherei und die Schmiede ansässig.
An der Hausecke der Wirtschaft war damals eine Sonnenuhr angebracht, die bei Abriß des Gaststättengebäudeteils von Roswitha Schulze gerettet und gut verwahrt wurde. Diese Sonnenuhr konnte nach einer Überarbeitung durch unseren Schmiedemeister Gerald Paetzel zur 750-Jahrfeier von Fraßdorf dann an Rößlers Wohnhaus, in dem nun inzwischen Familie Wieser wohnt, gut sichtbar wieder angebracht werden. (siehe auch Artikel vom 14. August 2016)
Viele Jahre fristete die Sonnenuhr ein vergessenes Dasein in einer Scheune bei Schulzes, aber dort war sie gut aufgehoben, um nun zum 750jährigen Fest wieder an die Öffentlichkeit zu kommen.
Schnell ist die Sonnenuhr wieder angebracht. Da die Sonne scheint, kann sie auch eingerichtet werden,
Und begossen werden muß dieser historische Akt natürlich auch
Schön sieht sie wieder aus, oder?
Die Gaststätte von FRANZ HARTGE befand sich in der Mitte der Gasse (heute die Etzdorfer Straße) und hatte nebenbei auch einen kleinen Lebensmittelladen. Freitags gab es hier immer frische Hausschlachtewurst…
Jede der 3 Gaststätten wurde von einer anderen Brauerei beliefert.
Both wurde beliefert von der „Schade-Brauerei“ Dessau, Hartge bezog „ABC-Bier“ (Aktien Brauerei Cöthen) und Karl Rößler schenkte Dessauer „Schultheiss-Patzendorfer“ aus.
Die beiden Kneipen von Hartge und Rößler bestanden wohl bis Ende der 1960iger Jahre.
Im Jahr 1991 ist dann die Gaststätte von Heinz Both geschlossen worden, als der Besitzer Rentner wurde. Alle Männer des Dorfes begleiteten ihren „Kneiper Heinz Both“ in den wohlverdienten Ruhestand mit einem letztmalig ausgeschenkten Bier, aber auch mit einem weinenden Auge der Männer.
Einer der letzten Gäste hatte sich ein Andenken von Heinz Both abstempeln lassenAlle Gäste sind zum letzten Bierausschank erschienen und haben ein letztes Bier mit ihrem „Kneiper Heinz Both“ getrunken
In den Jahren nach der Schließung der Gastwirtschaft wurden dann bauliche Veränderungen vorgenommen. Die Gaststube wurde zu Wohnraum umgebaut und der Saal wurde 2007 abgerissen, so daß die frei gewordene Südseite des Hauses für eine Außenterasse hergerichtet werden konnte
Danach gab es nochmals eine Gaststätte (von ca. 1991 bis etwa 1998?) auf der Domäne in dem ehemaligen Ochsenstall, der schon in den 1960iger Jahren als Kulturraum für die Dorfbewohner umgebaut worden war und heute immer noch als Veranstaltungssaal im Dorfgemeinschaftshaus fungiert.
Dieser Auszug aus der „Festschrift zur 750-Jahrfeier“ FRAßDORF 1266 – 2016 gibt einen Überblick darüber, welche Personen das Bürgermeisteramt in welchem Zeitraum innne hatten.
Von einigen Fraßdorfer Bürgermeistern liegen Fotos vor:
Friedrich Gotthardt BM ab 1912-33
Paul Schulze BM ab 1945-49
Klaus Kittelmann BM ab 1977-78
Roland Herz BM ab 1978-94
Ralf Moritz
Seit 2012 ist Ralf Moritz Bürgermeister in Fraßdorf
Von 1848 an bis zum heutigen Tag lag das Bürgermeisteramt in den Händen von 17 männlichen Personen und einer weiblichen Person.
Diese eine Bürgermeisterin war Frau Elsa Neubert. Über 12 Jahre bekleidete sie in Fraßdorf dieses Amt und wohnte mit ihrer Familie in unserem Dorf. Sie hatte großes Interresse, daß sich das Dorf weiter entwickelt und ein reges Dorfleben herrscht.
Frau Elsa Neubert steht vor der alten Fraßdorfer Schule in der ihr Mann, Kurt Neubert, Lehrer für die Fraßdorfer Grundschüler war und in der auch eine Wohnung für den Lehrer und seiner Familie integriert war
In ihrer Amtszeit wurde z.B. erreicht, daß die Busanbindung zur Kreisstadt von bis dahin nur Dienstags und Freitags nun täglich mehrmals erfolgte. Deswegen wurde auch 1967 eine Wartehalle an der Bushaltestelle gebaut im NAW (Nationales-Aufbau-Werk).
1973 wurde auch die Ortsbeleuchtung total erneuert.
Wohnungsnot herrschte immer im Dorf zu dieser Zeit. Um dem abzuhelfen wurden von 1968 bis 1970 drei Wohnungen durch die Gemeinde in die Scheune von Uhlig gebaut.
Einen großen Fortschritt in unser Dorf brachte dann der Anschluß aller Haushalte an eine zentrale Wasserversorgung. Diese Erleichterung für die Haushalte in Fraßdorf wurde in der Amtszeit des Bürgermeister Klaus Kittelmann erreicht. Beim Bau der Wasserleitungen beteiligte sich das ganze Dorf mit freiwilligen Arbeitsstunden.
Eine enorme Aufwertung des Dorfbildes erfolgte im Jahr 2008 mit der Pflasterung der Gehwege im Dorf. Gleichermaßen hatten viele Hauseigentümer zusätzlich Rasensaaten unter die Linden eingebracht, und ein frisches Grün schmückte ab da die Lindenstraße, zumindest bis in den Frühsommer. Zuvor waren alle Fußwege unbefestigt und bei Regenwetter standen sogar Pfützen auf den Wegen. Im Frühjahr, wenn der Frost aus dem Boden wich, war es ein totaler Matschweg. Alle Fußgänger benutzten dann die Straße, wenn nicht stetiges Schuheputzen erfolgen sollte.
Im Sommer 2008 wurden alle Gehwege in Frasdorf mit Pflstersteinen versehen, das verlieh dem Dorf ein sauberes Erscheinungsbild
Auch wurden dann nach der Wende 1990 mehrere neue Häuser in Fraßdorf gebaut (Rüsterweg), in die junge Familien zogen und reges Leben ins Dorf brachten. Bis jetzt entstehen Neubauten, so daß sich eine stetige Veränderung zur Freude der Alteingesessenen zeigt.
An drei Wochenenden und auch mehrfach nach Feierabend fanden Arbeitseinsätze zur Erweiterung und Neugestaltung der Flächen hinter dem Dorfgemeinschaftshaus in Fraßdorf statt.
Am 9. Oktober 2021 konnte diese Maßnahme größtenteils beendet werden.
Bis dahin wurden 17 laufende Meter Rasenborde und knappe 60 m2 Verbundpflaster neu verlegt.
Auch die daneben befindlichen Rasenflächen wurden gründlich ausgeharkt, begradigt und mit neuen Grassamen versorgt, welcher hoffentlich in den nächsten Tagen noch aufgeht.
Drei fleißige Frauen sorgten derweil im Dorfgemeinschaftshaus für saubere Fenster und Gardienen und begannen auch schon mit der gründlichen Reinigung des bisher ungenutzten ehemaligen Jugendraumes im hinteren Teil des Gebäudes.
Dem finalen Aufruf des Ortschaftsrates zum „Ersten Subbotnik“ im Jahr 2021 sind leider nur drei Fraßdorferinnen und vier Fraßdorfer gefolgt, sodass nicht alle geplanten Arbeiten zu Ende gebracht werden konnten.
Um allen Einwohnern und Gästen wieder ein blitzsauberes Dorfgemeinschaftshaus für künftige Feierlichkeiten zur Verfügung stellen zu können sind weitere Arbeitseinsätze geplant.
Mein besonderer Dank geht heute schon an alle bisherigen Aktivisten(innen), welche sich mit vollem Elan und vollkommen uneigennützig an den bisherigen Renovierungs- und Umgestaltungsmaßnahmen beteiligten.
Ralf Moritz
Ortsbürgermeister
Im hinteren Bereich unseres DGH soll der Außenbereich ansehnlicher gestaltet werden – zu einer Festwiese für hoffentlich bald wieder stattfindende Feierlichkeiten, so wie im Foto oben zu sehen ist!
ganz schön arbeitsintensive Gestaltungsarbeiten liegen vor den fleißigen Helfern
Die junge Garde setzt Rasenborde und füllt die Fläche mit VerbundpflastersteinenDie Pflasterarbeiten sind vollbracht – nun wird Rasen eingesät. Zuvor mußte alles geebnet und ausgeharkt werden…nun können die Einsaaten keimen und wachsen, damit es im kommenden Frühjahr grünt und zum Feiern schön einladend aussieht
Diese zwei neuen Eigenheime sind inzwischen bezogen worden und es wird auch schon an der Verschönerung der Außenanlagen gearbeitet.
die Bauherren dieses Rohbaus feierten Ende September bereits Richtfest… …einige der Nachbarn sowie auch der Ortsbürgermeister gratulierten zum zügigen Baufortschritt und feierten das Richtfest zünftig mit.hier ist eine weitere Bodenplatte für ein Eigenheim fertig gestellt und die ersten Grundmauern sind schon zu sehenUnd auch auf der Baustelle in der Dorfmitte geht es peu a peu vorwärts….
Nach vielen Jahren hat sich der Winter in Fraßdorf 2021 doch mal wieder weiß und dazu aber sehr kalt gezeigt.
Temperaturanzeige am 07.02.2021 und am 13.02.2021
Wir haben einige Schnappschüsse, die bei Winterwanderungen im Zeitraum vom 06.02. bis 14.02.2012 aufgenommen wurden, auf unsere Homepage gestellt. Die Fotos zeigen, wie schön unsere Fraßdorfer Umgebung auch aussehen kann.
die Fraßdorfer „Alte Lindenstraße“ am 09.02.2021 ganz in Weißdie Fraßdorfer „Alte Lindenstraße“ am 14.02.2021 noch in Weißdie „Alte Lindenstraße“ Richtung Meilendorf geblicktSchneeberge rechts und links von der Hofeinfahrtein Teil von Fraßdorf mehr von oben betrachtetan den Hofeinfahrten auf der Straße türmen sich auch die SchneebergeRaureif an Bäumen und Sträuchern und strahlend blauer Himmel verschönen am Sonntagmorgen (14.02.2021) das Bild
Viele Spuren im Schnee…
der Feldweg zwischen Zehmigkau und Quellendorfer/Fraßdorfer Straßeauf dem Feldweg unterwegs mit Blick Richtung FraßdorfFraßdorf hält in der Ferne WinterschlafDie Verbindungsstraße von Fraßdorf in Richtung Quellendorf geschautBoth´s Jagdwagen steht im verschneiten Märchenwalddie Straßeaus Richtung Quellendorf kommend nach Fraßdorf rein am FischteichFraßdorf hat auch einen kleinen Rodelberg, der vor Jahren schon für das Kinderrodeln angelegt wurdezu unserer Kinderzeit waren bei diesem schönen Winterwetter mehr Kinder mit den Schlitten unterwegsaußen rum um Fraßdorf – vom Rodelberg zur Straße „An der Kaserne“Zufahrt nach Fraßdorf rein von den Akazien her kommendman kann sie nur erahnen – etwa 8 bis 10 Rehe haben wir entdeckt auf freiem Feld bei der Futtersuchealle Wildtiere haben Hunger und suchen nach FutterSpatzenfütterungszeit – aber auch Meisen finden den Futterplatzein Specht hat das Futterhäuschen erobert und alle Spatzen und Meisen verdrängtein Fuchs ist auf Futtersuche – die Kameraaufnahmen stammen aus dem Jahr 2021 (die Jahres-Einstellung der Kamera war nicht korrekt)an einer Wildfutterstelle nahe Fraßdorf hat die Wildkamera Rehe fotorafiertauch im Dunkeln ist die verschneite Lindenstraße in Fraßdorf schön