Enthüllung der Grabmaltafel des ehemaligen Amtmann Johann Carl Heydenreich

Die überarbeitete Grabmaltafel des Amtmann Johann Carl Heydenreich wurde am DGH in Fraßdorf angebracht

Vorwort des Ortsbürgermeisters Ralf Moritz

In vielen Gemeinden gibt es Einwohner, die sich mit ihrem persönlichen Arrangement aktiv und uneigennützig für das Gemeinwohl „Aller“ einbringen und in ihrem Dorf immer versuchen noch etwas zu bewegen oder auch nur am Leben zu halten.

Aber auch die Sorge, dass die geschichtliche Vergangenheit einfach in Vergessenheit geraten könnte und unwiederbringlich verloren gehen würde, treibt einige Enthusiasten an, sich für die Erfassung und Erforschung der Ereignisse unserer Dorfgeschichte zu arrangieren.

Besonders hervorheben möchte ich hier den Einsatz von Frau Roswitha Schulze, welche schon vor vielen Jahren ein umfangsreiches Archiv über viele interessante Angelegenheiten unseres Dorfes angelegt hat und dieses auch heute noch ständig pflegt.

Aber auch unser an Jahren ältestes Mitglied des Ortschaftsrates Herr Günther Fischer arrangiert sich schon seit vielen Jahren für den nachhaltigen Erhalt unserer Geschichte.

So sorgte er in der Vergangenheit dafür, dass das Grab der Familie Reichert, welches sich mit der Einrichtung des Friedhofs in Fraßdorf 1931 als 1. Grab auf diesem befindet und für dieses keine Nachkommen gefunden werden konnten, dass die Grabplatte wieder saniert wurde und als bleibender historischer Teil auf dem Fraßdorfer Friedhof bleiben kann.

Einweihung der Grabmaltafel am DGH Fraßdorf

In den Nachmittagsstunden des 23.11.2024 erfolgte die feierliche Enthüllung der nun zwischenzeitlich am Dorfgemeinschaftshaus in Fraßdorf angebrachten Grabmaltafel des ehemaligen Amtmann Johann Carl Heydenreich.

Vorrangegangen ist diesem Ereignis ein ständiges Bemühen und auch eindringliches Drängen des Ortschaftsrates Günther Fischer.

Dieser hatte schon vor längererr Zeit die Initiative ergriffen, für den damaligen Amtmann Heydenreich in Fraßdorf eine Gedenkstätte zu errichten, weil er damals als letzter Amtmann ein „Amt Fraßdorf“ verwaltete .

Das Amt Fraßdorf existierte bis zum Tod von JOHANN CARL HEYDENREICH, dem letzten Amtmann der Domäne Fraßdorf im Jahre 1818. Im Herzogtum Anhalt gab es zu der Zeit 14 Ämter für Zwecke der Verwaltung und des Gerichtswesens.

Zu Amt Fraßdorf gehörten die Orte Fraßdorf – Meilendorf – Körnitz – Zehmigkau – Wadendorf – Hinsdorf – Lingenau – Kochstedt. 1787 enthielt es in allen 8 Ortschaften 1394 Menschen, um 1800 mehr als 1600.

Mit der Trennung von Justiz und Verwaltung kam es im Jahr 1819 zur Bildung des Justizamtes Quellendorf (bis 1838 Qualendorf), welches 26 weitere Orte umfaßte, so auch Fraßdorf.

Trotzdem nannte sich jeder Pächter der Domäne Fraßdorf weiterhin Amtmann.

Historisch sei hierzu erwähnt, dass Fraßdorf erst seit dem Jahr 1931 einen eigenen Friedhof hatte und die Bestattung des Amtmannes, sowie weiterer Fraßdorfer bis dahin auf dem Meilendorfer Friedhof erfolgte.

Ursprünglich war angedacht, den gesamten Grabstein auf einen historisch relevanten Platz am Gutshaus in Fraßdorf als Denkmal umzulagern.

Auf Grund des desolaten Zustandes des aus Kalksandstein bestehenden Grabsteins, welcher nun schon seit über 200 Jahren Witterungsverhältnisse ausgesetzt ist und dadurch sehr starke Zeichen des Verfalls aufweist, wurde dieser Gedanke jedoch wieder verworfen, um das Denkmal nicht noch mehr zu beschädigen oder gänzlich zu zerstören.

Das Grabmahl des Amtmann Johann Carl Heydenreich auf dem Meilendorfer Friedhof vor ca. 20 Jahren aufgenommen

Ein schon vor ca. 20 Jahren entstandenes und noch mit analogen Mitteln erstelltes Foto dokumentiert sehr deutlich, wie sehr das Denkmal durch Umwelteinflüsse geschädigt wurde.

Deutlich sind dort auch schon die Risse an den Außenkanten der an der Frontseite angebrachten Grabtafel zu erkennen.

Mit Einverständnis des damaligen evangelischen Pfarrers Herrn Höppner (der Grabstein befindet sich auf dem kirchlichen Teil des Meilendorfer Friedhofs), der Verwaltung „Südliches Anhalt“ und dem Ortschaftsrat Meilendorf (letzterer stimmte nach Überzeugungsarbeit dann doch mehrheitlich zu) wurde die Tafel vorsichtig demontiert und einer Sanierung durch einen Steinmetz zugeführt.

Angemerkt sei hierbei, daß die Tafel zu diesem Zeitpunkt bereits nur noch an einem von vier Eckpunkten Halt fand und das Abnehmen ohne jegliche technische Hilfsmittel ganz leicht erfolgen konnte. Sie wäre offensichtlich in nächster Zeit von allein abgefallen und durch das Herunterfallen zerborsten, wie das bereits mit einem Flügel einer im oberen Teil des Denkmals befindlichen Engelsfigur geschehen ist.

Herr Fischer hatte für diesen Tag der Demontage aber vorgesorgt und eine geeignete Holzplatte zur Abnahme und Fixierung sowie für den Abtransport vorbereitet. Und es waren weitere helfende Hände zur Unterstützung dabei.

Damit konnte die Platte fast als ganzes Teil zu einem Steinmetz gebracht werden.

Nun war noch zu klären, wo und auf welche Weise die Grabtafel einen würdigen Platz in Fraßdorf finden soll.

Zum einen sollte die Tafel sicher vor weiteren Beschädigungen sowie aber auch vor Diebstahl geschützt angebracht werden. Die Tafel selbst hat schon ein Eigengewicht von ca. 100 Kilogramm.

Zum Zweiten sollte aber von außen auch nicht sichtbar sein, mit welchen Mitteln diese angebracht wurde.

Dazu wurde unser Schmiedemeister Gerald Paetzel angesprochen, welcher sich glücklicherweise bereit erklärte diese Nuss zu knacken.

Er machte es sich schon bei den Vorbereitungen nicht einfach eine geeignete Lösung zu finden und informierte sich hierzu an mehreren Orten zu ähnlichen bereits realisierten Projekten.

Schmiedemeister Paetzel fertigte einen geeigneten Stahlrahmen, ließ diesen verzinken und fertige zudem noch eine perfekte Aufhängung. Er unterstützte also dieses Vorhaben mit Rat und Tat und seinem Gabelstapler!

Der Ortschaftrat beschloss die Tafel am linken Flügel des Dorfgemeinschaftshauses in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Gutshaus anzubringen, wo sie dann am 23.11.2024 nachmittags feierlich enthüllt wurde.

Zur Enthüllung waren alle Einwohner des Dorfes eingeladen worden. Zahlreiche Interessierte nahmen teil, auch der Bürgermeister unserer Verwaltungsgemeinschaft „Südliches Anhalt“, Herr Thomas Schneider, hatte vom Ortschaftsrat eine Einladung erhalten und erfreute uns mit seinem Besuch.

Im Anschluss fand noch ein geselliges Zusammensein im Jagdzimmer des DGH statt bei welchen unser neuer Grill eingeweiht wurde und es konnte weiter über historische und gegenwärtige Ereignisse ausgiebig diskutiert werden.

Jedenfalls war es noch schön gemütlich, mal am Kaminfeuer bei Glühwein, Bier und Grillwurst zu quatschen.

Ein herzliches Dankeschön wird an alle Unterstützer gerichtet, die dieses Vorhaben zu einem erfolgreichen Abschluß brachten.

Ralf Moritz

Ortsbürgermeister

Stadtrats- und Ortschaftratswahl im Juni 2024

Für den Stadtrat „Südliches Anhalt“ hatte sich unser Ortsbürgermeister, Ralf Moritz, beworben. Leider reichten die Stimmen für ihn nicht aus, so daß wir aus unserem Dorf leider keinen Vertreter im Stadtrat haben.

Für den Ortschaftsrat hatten sich 5 Fraßdorfer Einwohner beworben und konnten somit alle in den Ortschaftsrat berufen werden (siehe beigefügten Ausdruck)

Am 25.07.2024 wurde die Vereidigung unserer neu gewählten Ortschaftsräte vorgenommen. Aus deren Mitte wurde Ralf Moritz wieder zum Ortsbürgermeister gewählt und als stellvertretender Ortsbürgermeister ist erneut Günther Fischer benannt worden.

Wir hoffen, daß mit drei neuen (jüngeren) Ortschaftsräten auch neuer Schwung in unser Dorf einzieht, damit Fraßdorf ein noch lebendigeres Dorf wird in dem es sich gerne wohnen und leben läßt!

Mit dem Osterfeuer 2024 startet der Frühling in Fraßdorf

Der Himmel war, wie in den letzten Jahren, auch an diesem Ostersamstag wieder leicht getrübt. Diesmal aber nicht von schwarzen, bedrohlichen Regenwolken, sondern wie wir später erfahren konnten, von aus der Sahara herüber gewehtem feinen Wüstensand.

Die für Ende März sehr milden und angenehmen Temperaturen lockten zeitweise mehr als 60 Bewohner und deren Gäste an, um einfach nur mal kurz beim Osterfeuer in Fraßdorf vorbeizuschauen.

Alle Kinder hatten wieder ihren Spaß und konnten die vom Osterhasen versteckten Süßigkeiten suchen und sich auf den „Anhöhen“ rund um den Brennplatz mal wieder richtig austoben.

Aber auch die Erwachsenen ließen sich „Soleier“ und die traditionelle „Fettbemme mit Gurke“ schmecken, welche das fleißige Versorgungsteam wieder gut vorbereitet hatten.

Alles in allem war es wieder einmal ein Treffen, bei dem sich viele nach dem Winter wiedersehen und bei einem gemeinsamen Start in den Frühling miteinander austauschen konnten.

Einen besonderen Dank spreche ich hiermit auch in diesem Jahr den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr aus, welche die Vorbereitungen und den kontrollierten Abbrand des Osterfeuers ermöglichten und absicherten.

Gleichzeitig erlaube ich mir hiermit alle Fraßdorfer Einwohner zum 17. Mai 2024 ab 17:00 Uhr zu einem geselligen Abend in das Fraßdorfer Dorfgemeinschaftshaus einzuladen.

Und wir würden uns besonders freuen, wenn viele „Neu-Fraßdorfer“ diese Einladung wahrnehmen könnten.

Bei zwanglosen Gesprächen sollen sich unsere Bewohner besser oder vielleicht überhaupt erst einmal kennenlernen.

Für Spielfreunde können an diesem Abend bereitgestellte Skatkarten – aber auch andere lustige Gesellschaftsspiele – genutzt werden.

Wir freuen uns schon heute auf Ihr zahlreiches Erscheinen.

Im Auftrag des Festkomitees

Ralf Moritz

Ortsbürgermeister

Die Straßennamen in Fraßdorf und deren Entstehung

Uns wurde eine Mail zugeschickt mit nachfolgendem Wortlaut:

„heute bin ich auf der Reise durch Ihr Dorf gefahren. Dabei sind wir, mein Mitfahrer und ich auf die Adresse AN DER KASERNE und anschließend auf das Foto auf der Website aufmerksam geworden. Da es nun keine Kaserne nach unserem Verständnis in Fraßdorf gibt würden wir gern den Ursprung des Namens erfahren. Können Sie mir sagen, wie die Straße beziehungsweise das Haus zu seinem Namen kamen?°

Der Bitte des Schreibers wollen wir gerne nachkommen und haben einen neuen Beitrag verfaßt, der die Auswahl und NEUBenennung unserer Straßennamen erklären soll.

Wie fast in allen Dörfern waren die Häuser bzw. Grundstücke in Fraßdorf früher auch einfach fortlaufend durchnummeriert worden und gehörten zur Dorfstraße. Im laufe der Jahre hat es sich somit ergeben, daß z.B. die Hausnummer 50 an dem einen Dorfende lag und die Nummer 51 am entgegengesetzten Dorfende.

Das führte natürlich zu Schwierigkeiten vor allem bei Zustellungen der Post und auch für andere Dienstleister. So mußten dringend neue Straßennamen her und eine entsprechend neue Hausnummerierung in den jeweiligen Straßen erfolgen.

Der Ortschaftsrat und die Fraßdorfer Einwohner hatten es sich nicht leicht gemacht mit der nach 1990 eingeforderten Umbenennung seiner Straßen und der damit einhergehenden neuen Hausnummerierungen je Straße. Aber wir waren letztendlich dann doch sehr zufrieden mit dem Ergebnis!

Bäckerplatz

Der Bäckerplatz war früher das Handwerkerviertel. Hier gab es eine Schmiede, Stellmacherei, Bäckerei, Gärtnerei, Schuhmacherei und einen Bauernhof mit Restauration. Diese Gewerke waren rund um einen Platz angesiedelt. All diese Handwerker gibt es nicht mehr in Fraßdorf. Als letztes hatte sich die Bäckerei in eine Lebensmittelverkausstelle gewandelt und deshalb wurde dieser Platz dann „BÄCKERPLATZ“ benannt. Dieser Platz ist noch heute mehr oder weniger das Zentrum des Dorfes, denn hier halten die meisten der heute fahrenden Händler.

Etzdorfer Straße

Vom Ortsausgang Richtung Osten führte der Weg zum ehemaligem Dorf Etzdorf, welches um 1750 wüst fiel. Damit dieses geschichtliche Wissen nicht verloren geht, wurde die einst genannte „GASSE“ umbenannt in „ETZDORFER STRAßE“ und führt vom Ortszentrum (Kreuzung – Bäckerplatz, Etzdorfer Straße, Alte Lindenstraße, An der Kaserne) bis Ortsausgang Fraßdorf Richtung Quellendorf.

Alte Lindenstraße

Eigentlich braucht man diese Straßenbenennung nicht erklären. Diese Straße ist rechts- und linksseitig von Linden gesäumt, die schon einige Jährchen auf dem Buckel haben. Da ergibt sich dieser Straßenname „ALTE LINDENSTRAßE“ ganz von selbst. Es wurde anfangs der Name Lindenallee favorisiert, aber den gab es schon im näheren Umfeld. Er konnte aus Gründen einer sicheren Postzustellung nicht nochmals verwendet werden. Ein ausführlicher Artikel über unsere Alte Lindenstraße und deren Wertschätzung ist auf unserer Homepage am 28. Oktober 2020 zu finden.

An der Kaserne

Das markante 3-stöckige Gebäude rechtsseitig an der Straße von der Dorfmitte Fraßdorf in Richtung Hinsdorf ist von den alteingesessenen Fraßdorfern immer schon als Kaserne bezeichnet worden. Und das hat nachfolgend genannten Grund: Auf Veranlassung des damaligen Domäneninhabers (von 1886-1914 war Robert Pohl Amtsinhaber der Domäne) wurde um 1900 dieses Gebäude – Kaserne – gebaut, die den meist polnischen Erntehelfern mit ihren Familien als Unterkunft dienen sollte. Dazu ist im Landesarchiv von Sachsen-Anhalt unter Z 265, Nr. 9 aufgeführt: Neubau einer Kaserne für 50 Personen mit Abort, Stallgebäude und Aschegrube auf der Herzöglichen Domäne Fraßdorf, 1899-1921 (Akte) Benutzungsort Dessau. Als solches wurde das Gebäude bis zur Aufsiedlung der Domäne ca. 1936 genutzt. Wieder soll mit dieser Straßenbenennung „AN DER KASERNE“ das geschichtliche Wissen bewahrt werden. Schon nach dem Kriegsende wurde es als Wohnhaus genutzt. Vor einigen Jahren hat es sich eine Familie umgebaut und modernisiert..

Alte Siedlung

Diese Straßenbezeichnung umfaßt die Straße von der Feuerwehr bis Ortsausgang Fraßdorf nach Zehmigkau. Im Wesentlichen umfaßt diese Straße die frühere Domäne Fraßdorf, die späteren Wirtschaften der Aufsiedlung der Domäne und inzwischen auch einige neuen Eigenheime, so daß der Name „ALTE SIEDLUNG“ doch sehr zutreffend gewählt wurde.

Rüsterweg

Diese Straße von der ehemaligen Schule bis zum Ortsausgang Fraßdorf nach Zehmigkau war bis 1990 ein Feldweg und führte an einem Rüsterbüschchen (Ulmen) vorbei. Mit dem Bau von mehr als 10 Einfamilienhäusern nach 1990 wurde der Feldweg zur Siedlungsstraße ausgebaut und erhielt wegen des Rüsterbusches den Namen „RÜSTERWEG“.

Historischer ERNTEKRANZ in Fraßdorf

Am 09.09.2023 fand auf dem Grundstück der Familie Günther Fischer ein „Fraßdorfer Erntekranz“ statt.

Schon im Eingangsbereich begrüßte die zahlreichen Besucher ganz passend zum Erntefest ein liebevoll dekorierter Erntewagen mit der Erntekrone und ein Schild mit einem „Herzlichen Willkommen“ darauf.

Die Sonne schien fast etwas zu intensiv für September. Aber tags zuvor wurde neben vielen Sitzgelegenheiten auch ein schattenspendendes Zelt und einige Sonnenschirme von den Organisatoren mit aufgebaut, so daß die Besucher es gut aushalten konnten. Und eine gute und ausreichende Getränkeversorgung war an diesem warmen Tag durch den Ortsbürgermeister mit seinen Helfern abgesichert worden.

der Hofeigentümer begrüßt die recht zahlreich erschienen Besucher

Herr Fischer eröffnete die Veranstaltung und erläuterte die Abläufe des täglichen landwirtschaftlichen Lebens auf einem Bauernhof vor ca. 100 Jahren von der Aussaat bis zur Verarbeitung des Saatgutes.

eine Sense wird gedengelt – heißt scharf gemacht, damit die Getreidehalme gut abgemäht werden können

Zu Anfang wurde den Besuchern der Umgang mit der Sense und auch das „Dengeln“ einer Sense erläutert und vorgeführt. Kaum einer kann das noch selbst machen, was früher auf jedem Gehöft gang und gäbe war.

alle gebundenen Getreidegarben werden zu Puppen oder Staucken (9 Garben) oder Mandeln (12 Garben) zum Trocknen auf dem Feld aufgestellt

Nach dem Absensen wurden die Getreidehalme von Frauen zusammengerafft  und geordnet gebündelt, dann zu Puppen, Staucken, Mandeln aufgestellt und nach dem Abtrocknen eingefahren und mit Dreschflegeln ausgedroschen.

Wie alle Besucher eindrucksvoll sehen und auch selbst ausprobieren konnten, war dies – neben den vielen weiteren Tätigkeiten in der damaligen Landwirtschaft – eine sehr anstrengende und kräftezehrende Arbeit.

Schließlich wurde dann in der sogenannten „Windfege“ die Spreu vom Weizen getrennt und das Erntegut in Säcke abgefüllt und gewogen. Es konnte danach in der Mühle geschrotet für Futterzwecke oder zu Mehl für den Bäcker zum Brot backen verarbeitet werden.

Die verbliebenen ausgedroschenen Strohbündel wurden mit der Hächselmaschine klein gehächselt und konnten für das Viehfutter mitgenutzt werden.

Jeder, der wollte, konnte sich auch mal an den Gerätschaften  ausprobieren, was dann auch für etwas Spaß sorgte.

Herr Fischer nahm sich nach den Vorführungen noch die Zeit mit kleinen Gruppen in seinem liebevoll restaurierten Museum Utensilien des täglichen Gebrauchs auf einem Bauernhof zu zeigen und zu erläutern.

Pünktlich zur Mittagszeit erschien Matthias Weigt mit dem schon seit den frühen Morgenstunden zubereiteten Wildschweinbraten, den sich dann alle Gäste genüsslich schmecken lassen konnten.

Mehr als 80 Portionen an Wildschweinbraten wurden von Matthias ausgeschenkt.

Unser Dank gilt der Familie Fischer und allen fleißigen Helfern, welche diese Veranstaltung  – die von allen Besuchern als sehr gelungen und interessant bewertet wurde – erst möglich machten.

Ralf Moritz

Ortsbürgermeister

50 Jahre Schalmeienkapelle Köthen –

Ehrung des langjährigen Kapellenleiters Dietrich Weber

was hat dieses Ereignis mit Fraßdorf zu tun?

Im Jahr 1954 gründete die Fraßdorfer FDJ-Gruppe (Freie Deutsche Jugend) eine Schalmeienkapelle unter der Leitung von Lehrer Kurt Neubert. Etwas später übernahm für lange Zeit sein Sohn Walter Neubert die Leitung der Kapelle. Die Fraßdorfer Schalmeienkapelle war zur kulturellen Umrahmung von Festlichkeiten und Versammlungen immer gern gesehen.

Besonders zum 1. Mai und zu dem am Abend vorher stattfindenden Fackelumzug spielte die Kapelle in den angrenzenden Dörfern. Für den Transport der Musikantengruppe  mußte die MTS oder LPG sorgen. Diese Tage waren sehr anstrengend.

Aber auch zu anstehenden Wahlen wurde schon frühmorgens um 06:00 Uhr spielend durchs Dorf marschiert, damit auch alle rechtzeitig wählen gehen sollten.

Im Laufe der Jahre wurden die Fraßdorfer Jugendlichen immer weniger. Zehmigkauer mußten mitspielen; aber die Besetzung wurde immer schwieriger.

Nach Walter Neubert dann übernahmen die Leitung der Kapelle Helmuth Schuchard aus Fraßdorf und Petra Osterland aus Zehmigkau. Die Mitspielerbeteiligung ließ trotz aller Anstrengeungen zu wünschen  übrig.

Anfang/Mitte der 70iger Jahre abverfügte dann der Rat des Kreises die Instrumente zur Polytechnischen Oberschule nach Großbadegast. Man erhoffte sich damit eine regere Beteiligung und eine leichtere Organisation über die dortige FDJ-Gruppe.

Daraus wurde aber nichts, so daß dann die Instrumente durch die SED-Kreisleitung dann an die Schalmeienkapelle Köthen übergeben wurden.

In der Schalmeienkapelle Köthen spielte damals schon der jetzige Leiter, Dietrich Weber. Er ist inzwischen schon viele Jahre mit seiner Familie in Fraßdorf wohnhaft.

Zur 750-Jahr-Feier von Fraßdorf ist es Dietrich Weber gelungen, einen großen Teil der alten Mitglieder wieder an die Instrumente zu holen. Fleißiges Üben ließ die ehemalige Fraßdorfer Schalmeienkapelle wieder auferstehen und die „Ehemaligen“ präsentierten ihr Können dann zum Festtag von Fraßdorf zur Freude aller Festbesucher auf dem Dorfplatz. Und dafür wurden sie mit einem riesengroßen Beifall und Jubel belohnt!!!

Die Köthener Schalmeienkapelle hat im Juni 2023 ihr 50jähriges Bestehen mit einem „Konzert“ in Meilendorf auch mit befreundeten Musikgruppen dieses Ereignis gebührend gefeiert. Viele Besucher hatten sich zum Jubiläum eingefunden und verfolgten die musikalischen Darbietungen der Schalmeiengruppen bei Kaffee, Kuchen, Erbsensuppe, Grillwurst und Bier.

Demnach dürften zu diesem 50jährigen Bestehen der Schalmeienkapelle Köthen auch noch Instrumente aus dem Fraßdorfer Bestand erklungen sein…

…und wir hoffen und wünschen es doch sehr, daß der Schalmeienkapelle noch recht lange fleißige Spieler zur Verfügung stehen, die diese Tradition hochhalten werden.

In eigener Sache…

Manchmal erreichen uns Emails über die wir uns besonders freuen. Sind diese Nachrichten doch ein Zeichen dafür, daß unsere Homepage auch anderweitig Interesse findet, manchmal sogar weit weg von unserem Landkreis. Oft sind es ehemalige Fraßdorfer, die irgendwann unser Dorf verließen und Anverwandte zurückblieben.

Die in den Emails beigefügten Hinweise und Beiträge wecken stets unsere Neugier und erfordern meist weitere Recherchen unsererseits – so wie auch im nachfolgenden Fall:

Das beigefügte Foto entstand etwa um 1955 und ist uns von Herrn Günther Machatschke übermittelt worden. Er bittet um Mithilfe zur Benennung der Personen auf dem Foto. Sie wurden mit Ende des Krieges nach Fraßdorf verschlagen und in unserem Dorf ansässig. Von Altfraßdorfern wurden die Familie Dietrich (links) und die Familie Koch (rechts) erkannt.

Wenn Sie Personen kennen, können Sie uns gern per Email oder unter „Kommentar“ informieren. Wir freuen uns auf Ihre Zuarbeiten und bedanken uns schon mal im voraus dafür.

Inzwischen können wir die Personen auf dem Foto namentlich benennen: es sind von links beginnend: Rosemarie Machatschke, dahinter Herr Dietrich, Maria Machatschke, Frau Dietrich, Herr Scharfen, Frau Scharfen, Frau Koch, Herr Koch, Thea Goth.

Günther Fischer

Badespaß in Fraßdorf

Wasserspaß ohne Risiko - KinderKinder
Pack die Badehose ein…

In den 50iger Jahren, als es noch keinen Fernseher und kein Handy gab, war für uns Fraßdorfer Kinder das Baden gehen im Sommer der größte Spaß.

Die einzige Möglichkeit in Fraßdorf dafür bot der „Fischteich“ auf der Wiese von Bauer Rößler. Der Teich war nicht sehr tief und zu unserer Zeit schon leicht verschlammt. Das hinderte uns Kinder aber nicht, dort zu baden. Alle Kinder, so auch ich, haben zu dieser Zeit dort das Schwimmen gelernt – ohne Schwimmlehrer oder beheiztem Schwimmbecken.

Die größte Freude hatten wir dann noch, wenn die Süßkirschen an der „Etzdorfer Trifft“ reif wurden. Ein Baum war besonders früh reif und der gehörte natürlich uns Kinder.

Bedingt durch das Trinkwassereinzugsgebiet rund um Fraßdorf zur Trinkwassergewinnung für die Stadt Dessau – es wurden täglich 20.000 m3 Grundwasser durch Trinkwasserbrunnen nach Dessau gepumpt – trocknete unser Badeteich auf Rößlers Wiese allmählich aus.

Wir hätten, wenn wir baden wollten entweder nach Repau oder nach Zehmigkau in den Bruch mit dem Fahrrad fahren müssen. Auch am Elsnigker Schachtteich oder in der Mosigkauer Badeanstalt wäre das Baden möglich gewesen. Alles wäre sehr weit und mit dem Fahrrad im heißen Sommer anstrengend gewesen.

1956 wurde dann unser Fraßdorfer Dorfteich gereinigt. Mit Kipploren wurde der Schlamm aus dem Teich geschoben und auf dem heutigen Grundstück NEUBERT abgekippt.

Als der Sommer 1959 (?) sehr heiß war, kamen wir Jungs dann auf die Idee im Dorfteich zu baden. Dies war allerdings verboten (warum auch immer?).

Dorfteich in Fraßdorf –
in Blickrichtung zum Grundstück Gleau

Der Dorfpolizist, den es damals in jedem Ort noch gab, ordnete an den Teich sofort zu verlassen. Wir Jungs saßen alle auf GLEAUs Seite des Teiches und wollten gerne weiter baden – lieferten uns also ein Katz- und Mausspiel mit dem Dorfpolizisten. Wenn der Polizist auf unsere Seite zu kam, schwammen wir schnell auf die andere Teichseite, so daß er uns nicht greifen konnte. Das passierte aber nicht oft, denn der Dorfpolizist konfiszierte dann kurzerhand unsere Sachen, welche auf der Seite am Umspannwerk abgelegt waren und nahm diese mit in seine Wohnung, wo er auch sein Büro hatte.

Nun war guter Rat teuer, denn wir wollten ja unsere Sachen wieder zurück haben. Wir Jungs machten uns voll dreckig mit Schlamm und marschierten zur Wohnung des Polizisten ROTTER. Die Wohnung befand sich im oberen Geschoß der damaligen Brennerei, eine steile Treppe führte hinauf. Frau Rotter war eine sehr reinliche Frau. Alles blitze bei ihr zu Hause. Als sie die Horde Jungs die Treppe rauf kommen sah, naß und voller Dreck und Schlamm, schimpfte sie ihren Mann kräftig aus, so daß dieser sofort unsere Sachen rausrückte und wir Jungs schnell verschwinden konnten. Das Schimpfen seiner Frau war noch weit zu hören.

1962 planten dann die Fraßdorfer, den alten Fischteich im NAW (Nationales AufbauWerk) als Bad für die Kinder herzurichten. (Die Zeitung „Freiheit“ v. 04.08.1962 berichtete von dem Vorhaben) Vom 23.Juni bis 18. Juli, als noch keine so große Arbeitsspitze in der Landwirtschaft war, wurden 1.315 Std. im NAW geleistet. Alt und Jung zogen nach Feierabend mit Hacke und Schippe zum Einsatz.

In diesen Wochen haben die Fraßdorfer 400 m3 Erde bewegt und 200 Transportstunden geleistet. Der Gesamtwert betrug 7.882,00 Mark.

Auch waren schon Betonteile angefahren.

Leider blieb das Projekt unvollendet, da die Gemeinde keine Genehmigung für die Wasserzuführung vom Wasserwerk an der Quellendorfer Straße erhielt.

Der Teich wurde dann nach und nach wieder zugefüllt und ist heute Bestandteil von Rößlers Wiese.

1974 bis 1979 wurde in Quellendorf im Nationalen Aufbauwerk NAW ein Freibad errichtet. Viele Betriebe halfen mit Technik und Material, die Quellendorfer leisteten ungezählte Aufbaustunden. Nicht nur die Quellendorfer nahmen das Freibad schnell in Besitz, auch Menschen der umliegenden Dörfer sowie aus Köthen und Dessau kamen hierher, um sich zu erholen.

Das Freibad in Quellendorf

Im Jahr 2004 machte das Bad nicht mehr auf. Nach über 20 Jahren hatte sich ein Sanierungsstau aufgebaut den die Gemeinde, sie war Eigentümerin des Bades, nicht mehr aufbringen konnte. Auch Nachbargemeinden sahen sich nicht in der Lage finanzielle Mittel beizusteuern.

Das bedeutete das endgültige Aus für dieses schön gelegene Freibad – schade!

Im Jahr 2017 herrschte noch einmal im Badebecken von Quellendorf viel Betrieb – bei den Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“ mit Wolfgang Stumph und Robert Atzorn in den Hauptrollen. Gedreht wurde im Juli. Und die Filmemacher waren froh, ein stillgelegtes Freibad gefunden zu haben.

Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“
Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Stilles Tal – Die Flut“

Geschichtliches über die Mühlen von Fraßdorf

Bockwindmüle in Libehna

Genau wie heute wieder, war früher der Wind eine der wichtigsten Energiequellen. Das wichtigste Nahrungs- und Futtermittel war früher, genauso wie heute, das Getreide. Um das Getreide besser nutzen zu können, mußte es erst gemahlen werden. Dazu dienten einst einfache Mörser oder Handsteinmühlen – später dann Wasser- oder Windmühlen.

So hatte auch Fraßdorf eine Windmühle. Erstmals erwähnt wurde diese Windmühle von LINDNER 1833 in seinem Buch „Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt“.

Es muß aber schon eher eine Mühle gegeben haben, denn

1757 wird schon ein Windmüller Gottlieb HARTMANN im Adressverzeichnis erwähnt.

1793 dann ein Martin HARTMANN,

1810 dann ein Gottlieb SCHMIDT

1842 dann ein Georg MINSEL

1879 ist aber im Wasser- und Windmühlenverzeichnis von Anhalt für Fraßdorf oder Meilendorf keine Mühle verzeichnet.

1902 ist dann, wie auf der Zeichnung von 1901 zu ersehen ist, ein Gustav FISCHER als Müller benannt.

Montageplan Bockwindmühle, ohne Bock und Flügel. – Längsschnitt. – Querschnitt. – Grundriss Steinboden und Mehlboden.; Maßstab: 1:25

Die von LINDNER erwähnte Mühle befand sich am Weg von Meilendorf nach Hinsdorf und konnte entweder über die heutige Straße „An der Kaserne“ – die seinerzeit noch ein Feldweg war – oder über einen kleinen Feldweg ca. 50 m vor dem Kreuzweg   Richtung Süden erreicht werden. (siehe Kartenskizze) Der Standort war so gewählt, Das die Mühle von Fraßdorfern und  Meilendorfern bei fast gleicher Entfernung genutzt werden konnte.

diese Skizze zeigt per Bleistift eingezeichnet den Feldweg und den Standort der Mühle

Am 6.Februar 1933 gegen Mittag bei starkem Westwind brannte diese Mühle völlig ab. Auch eine große Menge Getreide und Mehl sollen den Flammen zum Opfer gefallen sein.

Diese Mühle stand seit 1848 und gehörte zu diesem Zeitpunkt (1933) dem Müller Robert MANSFELD.

Auch eine Vorgängermühle wurde durch Brand vernichtet.

An Stelle dieser Windmühle wurde dann eine Motormühle – ein 3etagiger roter Backsteinbau – in unserem Dorf von Müller Mansfeld errichtet, welche dieser bis zur Stilllegung ca. 1964/64 (?) betrieben hat. Hier wurde das Getreide der Bauern geschrotet und Mehl für den Bäcker gemacht.

die Motormühle des Müllers Robert MANSFELD stand in Fraßdorf.
Robert Mansfeld steht mit seinem Sohn Karlheinz vor seiner Mühle.
Rechts daneben war das Wohnhaus der Familie
Robert Mansfeld mit seiner Frau Martha (geb. Fleck) und Sohn Karlheinz vor dem Eingang ihres Wohnhauses

Aus eigener Erfahrung weiß ich folgendes zu berichten: Als ich einmal Brot holte vom Bäcker sagte dieser zu mir „Junge euer Mehl ist alle. Du mußt wieder Mehl bringen. Und dann brachte ich einen Zentner Weizen oder Roggen zur Mühle und anschließend das daraus gemahlene Mehl zum Bäcker. Vom Bäcker erhielten wir dafür eine bestimmte Anzahl Brote und mußten nur den Arbeitslohn an den Bäcker zahlen.

Schon vor dem Tod des Müllers MANSFELD (seine Frau war bereits vor ihm verstorben) hatte er selbst das Mühlengebäude an Karl Both jun. verkauft und ist nach Quellendorf ins Seniorenheim gezogen. Karl Both widerum verkaufte das Mühlengrundstück weiter an die Familie Roost. Diese Familie baute es zu einem Wohnhaus um und bewohnt es noch heute.

das Foto zeigt die einstige Mühle – nun schon viele Jahre als Wohnhaus genutzt

Heute gibt es einige Dörfer weiter entfernt von Fraßdorf noch eine Bockwindmühle. Sie wurde als Baudenkmahl nach historischen Unterlagen wieder funktionstüchtig hergerichtet. Alljährlich im Sommer findet jetzt dort ein Mühlenfest statt, das von vielen Besuchern und Interessierten aufgesucht wird.

Die bereits 1814 erbaute Bockwindmühle in Libehna in der heutigen Zeit

Günther Fischer