Geschichtliches über die Mühlen von Fraßdorf

Bockwindmüle in Libehna

Genau wie heute wieder, war früher der Wind eine der wichtigsten Energiequellen. Das wichtigste Nahrungs- und Futtermittel war früher, genauso wie heute, das Getreide. Um das Getreide besser nutzen zu können, mußte es erst gemahlen werden. Dazu dienten einst einfache Mörser oder Handsteinmühlen – später dann Wasser- oder Windmühlen.

So hatte auch Fraßdorf eine Windmühle. Erstmals erwähnt wurde diese Windmühle von LINDNER 1833 in seinem Buch „Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt“.

Es muß aber schon eher eine Mühle gegeben haben, denn

1757 wird schon ein Windmüller Gottlieb HARTMANN im Adressverzeichnis erwähnt.

1793 dann ein Martin HARTMANN,

1810 dann ein Gottlieb SCHMIDT

1842 dann ein Georg MINSEL

1879 ist aber im Wasser- und Windmühlenverzeichnis von Anhalt für Fraßdorf oder Meilendorf keine Mühle verzeichnet.

1902 ist dann, wie auf der Zeichnung von 1901 zu ersehen ist, ein Gustav FISCHER als Müller benannt.

Montageplan Bockwindmühle, ohne Bock und Flügel. – Längsschnitt. – Querschnitt. – Grundriss Steinboden und Mehlboden.; Maßstab: 1:25

Die von LINDNER erwähnte Mühle befand sich am Weg von Meilendorf nach Hinsdorf und konnte entweder über die heutige Straße „An der Kaserne“ – die seinerzeit noch ein Feldweg war – oder über einen kleinen Feldweg ca. 50 m vor dem Kreuzweg   Richtung Süden erreicht werden. (siehe Kartenskizze) Der Standort war so gewählt, Das die Mühle von Fraßdorfern und  Meilendorfern bei fast gleicher Entfernung genutzt werden konnte.

diese Skizze zeigt per Bleistift eingezeichnet den Feldweg und den Standort der Mühle

Am 6.Februar 1933 gegen Mittag bei starkem Westwind brannte diese Mühle völlig ab. Auch eine große Menge Getreide und Mehl sollen den Flammen zum Opfer gefallen sein.

Diese Mühle stand seit 1848 und gehörte zu diesem Zeitpunkt (1933) dem Müller Robert MANSFELD.

Auch eine Vorgängermühle wurde durch Brand vernichtet.

An Stelle dieser Windmühle wurde dann eine Motormühle – ein 3etagiger roter Backsteinbau – in unserem Dorf von Müller Mansfeld errichtet, welche dieser bis zur Stilllegung ca. 1964/64 (?) betrieben hat. Hier wurde das Getreide der Bauern geschrotet und Mehl für den Bäcker gemacht.

die Motormühle des Müllers Robert MANSFELD stand in Fraßdorf.
Robert Mansfeld steht mit seinem Sohn Karlheinz vor seiner Mühle.
Rechts daneben war das Wohnhaus der Familie
Robert Mansfeld mit seiner Frau Martha (geb. Fleck) und Sohn Karlheinz vor dem Eingang ihres Wohnhauses

Aus eigener Erfahrung weiß ich folgendes zu berichten: Als ich einmal Brot holte vom Bäcker sagte dieser zu mir „Junge euer Mehl ist alle. Du mußt wieder Mehl bringen. Und dann brachte ich einen Zentner Weizen oder Roggen zur Mühle und anschließend das daraus gemahlene Mehl zum Bäcker. Vom Bäcker erhielten wir dafür eine bestimmte Anzahl Brote und mußten nur den Arbeitslohn an den Bäcker zahlen.

Schon vor dem Tod des Müllers MANSFELD (seine Frau war bereits vor ihm verstorben) hatte er selbst das Mühlengebäude an Karl Both jun. verkauft und ist nach Quellendorf ins Seniorenheim gezogen. Karl Both widerum verkaufte das Mühlengrundstück weiter an die Familie Roost. Diese Familie baute es zu einem Wohnhaus um und bewohnt es noch heute.

das Foto zeigt die einstige Mühle – nun schon viele Jahre als Wohnhaus genutzt

Heute gibt es einige Dörfer weiter entfernt von Fraßdorf noch eine Bockwindmühle. Sie wurde als Baudenkmahl nach historischen Unterlagen wieder funktionstüchtig hergerichtet. Alljährlich im Sommer findet jetzt dort ein Mühlenfest statt, das von vielen Besuchern und Interessierten aufgesucht wird.

Die bereits 1814 erbaute Bockwindmühle in Libehna in der heutigen Zeit

Günther Fischer

5 Gedanken zu „Geschichtliches über die Mühlen von Fraßdorf“

  1. Die Schwester meiner Großmutter, Elly Hahn, war Martha Mansfeld (geb. Fleck) aus Quellendorf. Als 5-oder 6Jähriger war ich um 1965 bei Mansfelds zu Kaffee und Kuchen in der Mühle. Robert Mansfeld trug als Müller meist weiße Hosen. Schöne Kindheitserinnerung.

    1. Vielen Dank für den Beitrag.
      Ich wußte nicht ,das Frau Mansfeld die Schwester von Elli Hahn war.
      Es freut mich sehr wenn unsere Seite gelesen wird.

      G.Fischer

    2. Ich bin mir nicht sicher, ob auf dem Foto der Familie Mansfeld die Martha, geb. Fleck,zu sehen ist. Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen.
      „Meine“ Martha Mansfeld, geb. Fleck (1912-1974), lebte in Quellendorf und war mit Franz Mansfeld verheiratet. Über Franz hatte sie einen Reim verfasst:
      Und im Pumpwerk, kurz vor Fraßdorf, guckt der Franz zum Fenster raus.
      Wenn er mal nen falschen Knopf drückt, geht in Dessau s Wasser aus.
      Und die Martha, die ist rührig, und auch stolz auf ihren Mann,
      denn nun hat er dort ne Arbeit, wo man 100 Jahr alt werden kann.

      Franz ist bei Weitem keine 100 geworden, er starb 1965. Von Martha Mansfeld bearbeite ich gerade ihre 1924 begonnene Rezeptesammlung, die in Sütterlin verfasst ist.

  2. Auch ich habe noch Erinnerungen. Als Kind war ich oft mit meinem Vater bei Mansfelds in der Mühle. Da war ich ungefähr 8 Jahre. Und heute wohne ich hier.

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