Der Friedhof von Fraßdorf

Wie früher üblich, wurden die Verstorbenen auf dem Gottesacker beerdigt. Der Gottesacker befand sich auf dem Standort der alten Kirchen.

Da Fraßdorf keine Kirche hatte, war der Gottesacker für die Fraßdorfer in Meilendorf. Wenn also jemand verstorben ist, wurde der Leichnam zu Hause 2 oder 3 Tage aufgebahrt und dann mit Pferd und Wagen nach Meilendorf zur Beerdigung gefahren.

So war meine Urgroßmutter – Friederike Gotthardt, gestorben am 27.01.1931  – die letzte  Fraßdorferin, die in Meilendorf beigesetzt wurde, bevor Fraßdorf über einen eigenen Friedhof verfügte.

Zum neuen Friedhof wurde in mehreren Gemeinderatssitzungen verhandelt. Hier ein Auszug aus dem Protokoll der Ratssitzung vom 19. Dezember 1930:

 „es ist schon längere Zeit der Wunsch laut geworden, in der Gemeinde selbst einen Friedhof anzulegen, da das Beerdigen der Verstorbenen und das spätere Pflegen der Gräber nach Meilendorf unbequem sei. Es wurde nun heute zum ersten mal der Gemeinde ein Lageplan über eine neue Friedhofsanlage vorgelegt, welche volle Zustimmung fand. Der Friedhof soll angelegt werden auf dem neu gekauften Acker von HOHMANN UND GÜNTHERS ERBEN am östlichen Ausgang des Dorfes Fraßdorf linksseits der Kreisstraße Fraßdorf-Meilendorf neben der alten Sandgruben. (heute Rodelberg und Brennplatz).
Nach längerer Verhandlung wurde die Anlage des Friedhofs auf dem vorerwähnten Platz einstimmig beschlossen und der Gemeindevorstand beantragte die  Genehmigung des anhaltischen Staatsministeriums durch die anhaltische Bezirksdirektion herbeizuführen.“

                              Fraßdorf, den 19.12.1931    Gotthardt, Gemeindevorstand

Auch in den Gemeinderatssitzungen vom 20.01.1931, 02.02.1931, 08.06.1931 und 14.12.1931 wurde über den neuen Friedhof beraten.

Dabei ging es um die Friedhofssatzung, die Umfriedung und die Bepflanzung.

Demnach wurde am 19. Dezember 1930 der Beschluß gefaßt, einen Friedhof anzulegen und die erste Beisetzung fand dann schon im Februar 1931 auf dem neuen Friedhof in Fraßdorf statt.

Es war die Beerdigung von Friedrich Reichardt, geb. 21.07.1844 – gest. 27.02.1931.

wie man sehen kann, haben die Jahre ihre Spuren hinterlassen

Da meine Urgroßmutter Friedericke Gotthardt (gest. 27.01.1931) aber vom  Meilendorfer Friedhof nach Fraßdorf umgebettet wurde, sieht es nach den Aufschriften der Grabsteine so aus, als wäre sie als erste auf dem neuen Friedhof beigesetzt worden. So nahm auch ich das lange Zeit an.

Aber über die Eröffnung des Friedhofs steht dazu im Anhalter Anzeiger vom 3. März 1931: „Mit der Errichtung des ersten Grabhügels auf dem Friedhof, der die sterblichen Überreste des Landwirts Friedrich Reichardt aus Fraßdorf barg, fand am Sonntag die Weihe statt. Pastor Waltsch aus Reupzig hielt die Trauerrede und übergab dem Ortsschulzen Gotthardt den neuerrichteten Friedhof. Unter reger Beteiligung der Gemeinde und unter Vorantritt des Kriegervereins Fraßdorf mit seiner Fahne wurde Fraßdorfs letzter Veteran zur Ruhe gebettet. Der verstorbene ehemalige Dorfschulze konnte noch im vorigenen Jahr mit seiner Frau, geb. Böttcher, das Fest der goldenen Hochzeit feiern.“                 

Es war uns deshalb immer ein großes Anliegen, daß dieses Grab der ersten Beisetzung auf unserem Friedhof erhalten bleibt!

Günther Fischer

Blick von der Trauerhalle aus linksseitig auf den Fraßdorfer Friedhof
Blick von der Trauerhalle aus rechtsseitig auf den Fraßdorfer Friedhof

Die Kirche zu Meilendorf

Im Gegensatz zu Fraßdorf scheint Meilendorf, erstmals urkundlich 1272 erwähnt, nie „wüst“ gewesen zu sein und schon immer eine Kirche gehabt zu haben. Wann die erste Kirche in Meilendorf gebaut wurde, läßt sich heute nicht genau sagen. Beim Abriß der 1717 erbauten Kirche im Jahr 1882 hat man im Schutt eine Anzahl Münzen aus der Zeit um 1390 gefunden, so daß anzunehmen ist, daß damals schon eine Kirche gestanden haben muß. Amtlich erwähnt wird die Kirche erstmals im Amtsregister von 1547: „Es ist ein Kirch zu Milendorf…“. Eindeutiger wird es im 18. Jahrhundert. Der Fürst LEOPOLD I von Anhalt-Dessau läßt 1717 bis 1723 eine neue Kirche bauen. „Der Turm ist durch seine Bauart und Höhe (ungefähr 105 Fuß hoch) verbunden mit der hohen Lage der Kirche der ansehnlichste in der ganzen Gegend und mehrere Meilen in der Rund sichtbar. Er ist, wie die Kirche selbst, ganz aus Mauersteinen ausgeführt – unten viereckig und von geringerer Breite als die Kirche – von der Mitte an achteckig und oben in eine schiefergedeckte Kuppel zusammengehend, welche in eine schlanke Spitze mit Knopf, Fahne und Stern ausläuft. Er besteht aus 4 Stockwerken. Jedes der 2 unteren hat 3fensterähnliche Öffnungenmit Löchern, das 3. runde und das oberste 4 große Schalllöcher. Im untersten Raum wurden die Bahren aufbewahrt“. Die Kirche hat 2 Glocken, die im Turm hängen. „Die große Glocke, 78 cm im Durchmesser, ist das Geschenk eines Ehepaares GRIESENBERG, das die Glocke wahrscheinlich nach dem Umbau der Kirche durch Fürst Leopold im Jahr 1717 anfertigen ließ. Wo das Ehepaar Griesenberg wohnte, weiß ich leider nicht. Auf der Glocke sind folgende Inschriften festgehalten:

JOHANN CHRISTOPH HIERING GOSS MICH IN LEIPZIG

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DAVID GRIESENBERG

NEBST SEINEM EHEWEIBE MARGARETHE GRIESENBERGIN

HABEN DIESE GLOCKE IN DIE KIRCHE MEILENDORF

VEREHRET DEN 20. JUNI ANNO 1739

———

Die kleine Glocke, 69 cm Durchmesser, aus dem 14. Jahrhundert, trägt am oberen Rand den Spruch: „Die Stimme Gottes, der Friede des Herrn“. Alpha und Omega eröffnen und schließen die Inschrift. Das Läuten hat hier, außer bei Landestrauer, wo es die Gemeinde der Reihe nach verrichtet, durchaus der Schullehrer zu besorgen, ohne daß er irgend eine besondere Vergütung dafür erhält. Auszüge aus Matrikel der Kirche zu Meilendorf – 1842 – Mitteilungen über die 1717 erbaute Kirche. Inschrift über dem nördlichen Eingang der Kirche: „Anno 1717 / Bei glorwürdigem Regierung Serenis Fürst Leopold zu Anhalt etc. etc. ist diese Kirche nachdem durch Gottes gnade die hiesige Gemeinde sich verstärket und die vorige zu klein worden von Grund aus neu gebaut. Got erhalte das Hochfürstliche haus und diese seine Wohnung in Vatersegen und Gnade – Amen“ Diese Kirche von 1717 stand auf dem jetzigen Meilendorfer Friedhof, wo auch die 1. erbaute Kirche stand. Die Baukosten betrugen 1300 Reichstaler.
Im Jahr 1880 begann dann der Bau der 3. Kirche in Meilendorf. (Foto unten) Nachstehend ein Protokoll des Canzleidirektors BENNHOLD                       vom 15.08.1880 Am heutigen Tage Nachmittag 2 Uhr fand hier die Feierlichkeit zur Grundsteinlegung für den Neubau der hiesigen Kirche nach dem beigefügten Programm statt, jedoch mit der Abweichung, das der Herzogliche Bauinspektor Januskowski, welcher durch dringende anderweitige Berufsarbeiten wegen des in Folge eines in diesen Tagen bei Prag nieder gegangenen bedeutenden Wolkenbruchs zu fürchtenden Hochwassers im Elbstrome am Erscheinen verhindert war, durch den hier stationirten Bauführer Wrede aus Dessau vertreten wurde. Die neben genannten beiden Herren Com(m)issarien des Herzoglichen Consitoriums zu Dessau und der Unterschriebene hatten sich zu der vorerwähnten Zeit in der Cantorwohnung, wo die beiden Geistlichen: der Ortspfarrer für Meilendorf, Pfarrer TETTENBORN aus Reupzig, und der Pfarrer und Kreisschulinspector METTE aus Quellendorf – dieser letztere als Vertreter resp. Assistent des jetzt kränkelnden Pfarrers TETTENBORN – ebenfalls eingetroffen waren. Kurz darauf begab man sich nach dem an das Cantoratsgehöft grenzenden alten Kirchhofe, wo der Zug geordnet wurde, der sich dann programm-mäßig nach der auf dem Dorfplatze – nahe dem etwas eingeengten Teiche – gelegenen Baustelle der neuen Kirche in Bewegung setzte. Die Arbeiten für den Neubau der Kirche waren bereits ziemlich weit – bis zur Mauerhöhe –  vorgeschritten, weil die Feierlichkeit für die Grundsteinlegung auf Wunsch der Gemeinde Meilendorf und der nach Meilendorf eingepfarrten Gemeinden, namentlich der die Landleute seit Wochen viel beschäftigenden Erntearbeiten halber, bis heute zurückgestellt worden ist. Nachdem der durch Glockengeläut vom Thurme der z.Z. noch stehenden alten Kirche angekündigte Festzug unter Musikbegleitung sich im in(n)eren Raume der neuen Kirche eingefunden und aufgestellt hatte, wurde die Feierlichkeit, welche außer den im innern Kirchenraume versammelten vielen Gemeindegliedern auch nicht wenige erwachsene jüngere Leute auf den von ihnen erstiegenen Kirchenmauern beiwohnten, mit dem Absingen der drei ersten Verse des Liedes Nr. 636 aus dem Anhalt-Dessauischem Gesangbuche: „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, dem Vater aller Güte pp“ eröffnet. Darauf hielt der Pfarrer METTE aus Quellendorf, in Vertretung des anwesenden Pfarrers TETTEBORN, eine Rede über die Bibelstelle im 1ten Briefe Pauli an die Korinther, Cap.1, Vers 30: „Von welchem auch ihr herkommet in Jesu Geiste, welcher uns gemacht ist  von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung.“ Das Thema der Rede war: „Vom Neubau unseres Lebens und christlichen Wandels in Christo Jesu“. Nach Beendigung der Rede verlas der Cantor und Schullehrer des Ortes, BACHMANN, die hier gleichfalls beigefügte „Urkunde für den Grundstein der neu zu erbauenden Kirche in Meilendorf“. Dieses Document wurde nebst den in Dessau zuletzt erschienenen drei Nummern des Anhaltischen Staats-Anzeigers nebst einigen jetzt gangbaren Deutschen Münzen in das bereit gehaltene viereckige Behältnis von Zink gelegt. Nachdem dieses Behältnis verlöthet und in die links vom Austritte aus der projectirten Sacristei in den Kirchenraum leer gelassene Wandöffnung gestellt worden war, erfolgten die üblichen drei Hammerschläge in der durch das Programm festgestellten Reihenfolge – theilweise unter Hinzufügung von Segenswünschen – zuletzt auch die Hammerschläge des Pfarrers METTE aus Quellendorf, als des Beistandes des Pfarrers TETTEBORN, und des Unterschriebenen. Die darauf folgende Vermauerung der die Urkunde pp. Bergenden Wandöffnung geschah unter Absingung des Liedes Nr. 638 aus dem Anhalt-Dessauischen Gesangbuche: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehre pp.“ Seitens der Schulkinder. Das hiernächst vorgeschriebene Gebet nebst dem an dasselbe sich anschließende „Vater unser“ sprach der Ortspfarrer TRETTEBORN. Nachdem der  Herr Ober-Consistorialrath Dr. Theologiae Schubring über die (Ver)sammelten den Segen gegeben hatte, schloß mit der Absingung des Lied  Nr. 645 aus dem Anhalt-Dessauischen Gesangbuche. „Nun danket Alle Gott pp“ die Feierlichkeit, welche vom Wetter, das während der letzt verflossenen Wochen viele und nicht selten heftige Regengüsse gebracht hatte, begünstigt war und welche anscheinend einen recht befriedigenden Eindruck auf sämmtliche Anwesende gemacht hatte. Nach einer Pause von etwa einem Stündchen begannen die bei solchen Festlichkeiten üblichen Schuljugend- und Volksbelustigungen, und für die amtlich bei der Feierlichkeit anwesend Gewesenen fand ein Festmahl im Gasthofe des Dorfes statt, bei welchem Toost auf Seine Hoheit, den Herzog, und das ganze Herzogliche Haus , auf die kirchliche Oberbehörde, die anwesenden Mitgieder derselben insbesondere, auf alle Förderer und Arbeiter des Meilendorfer Kirchenneubaues u.s.w. ausgebracht wurden und welches in Herzlichkeit und Frohsinn seinen Verlauf nahm.

So nachrichtl. BENNHOLD Canzleidirector

AELKA, Bestand Herzogliches Konsortium, M 4, Nr. 4, Bd. I.
Der Kirchenbau muß heute bereits gesichert werden, da sie langsam einzustürzen beginnt

Fraßdorf und die Kirche

Fraßdorf o.K. (o.K. bedeutet = ohne Kirche)

Bereits im März 2017 hatte Dr. Jan Brademann zu einem Vortrag über die Kirche in Meilendor eingeladen. Auch für die Fraßdorfer war dieser Vortrag sicherlich von großem Interesse.

Bevor ich aber darauf eingehe, möchte ich einige Fragen in den Raum stellen mit der Hoffnung, daß vielleicht jemand eine Antwort geben kann.

  1. Warum wurde 1717 in Meilendorf eine Kirche gebaut, obwohl Fraßdorf damals schon mehr Einwohner hatte als Meilendorf?
  2. Ist Meilendorf nie „wüst“ gefallen und hatte deshalb immer eine Kirche?
  3. Hatten die „wüsten“ Dörfer JESUAR oder ETZDORF eine Kirche?
  4. Warum gehörte Fraßdorf bis ca. 1650 zur Kirche Quellendorf und dann danach zu Meilendorf?

Es ist also noch viel zu recherchieren…

Zum Thema

Im Jahre 1587 wurde Jobst Heise zu Reinsdorf (bei Görzig) mit dem „erbautem frey Ritterdienstgut“ in Fraßdorf belehnt, welches wahrscheinlich kurz vorher entstanden sein muß. Mit dem Bau des Rittergutes sind sicherlich dann auch die Leute zur Bewirtschaftung des Gutes angesiedelt worden. Zu dieser Zeit gehörte Fraßdorf wahrscheinlich zur Kirche Quellendorf.

Das ist anzunehmen, da 1651 eine Überschrift im Kirchenbuch von Meilendorf lautet: „Meilendorfer Taufregister, wozu auch Fraßdorf (oft Fraßdruff) von Altersher“ geschrieben steht.

Da Fraßdorf im Frühsommer des Jahres 1644 völlig zerstört und ohne Einwohner war, wurden dann wohl die neu angesiedelten Leute der Kirche Meilendorf zugeordnet.

Wer also nach seinen Vorfahren recherchiert, muß bis ca. 1650 im Quellendorfer Kirchenbuch suchen!

Ob das so ist, weiß ich auch nicht so genau.

Im Jahr 1761 wurde ein neues Lehnbuch für das Amt Fraßdorf angelegt. Darin sind die Fraßdorfer Untertanen namentlich genannt und ihre Belastungen festgelegt worden. Ein vermutlicher Vorfahre meiner Familie – Christoph Gotthardt – besitzt 6 Morgen Acker, Erbzins Martini 4 Taler und gibt die Sterbefälle 17 Groschen zur Lehnware. Er gibt dem Pfarrer zu Quellendorf 1 Groschen 6 Pfennige und 1 Metze Roggen und dem Schulmeister daselbst 2 Pfennige und ½ Metzte Roggen.

Damit stellt sich die Frage: wenn nun Fraßdorf seit 1651 zur Kirche Meilendorf gehört, warum dann 1761 der Pfarrer von Quellendorf von den Fraßdorfern Abgaben erhält?

Was weiß man über die Kirche von Meilendorf?

Eine Kirchenvisitation von 1534 (Reinhold Specht) schreibt folgendes:

„Pfarrgüter : 3 Hufen, Zinsen 22 Schl. (Scheffel) Korn, – 22 Schl. Zinsen 22 Gr.
-1 eiserne Kuh, zinst 1 Pfd Wachs – Können sich keinen eigenen Pfarrer und Küster halten, sondern geben dem Pfarrer zu Quellendorf jährlich 25 Gr. 9 Schl. Korn. Offertorium, 2 Neujahrsumgänge für die Verwaltung ihrer Pfarre.
Vorhegen die Custerey selb, süngen, was sie konnen.

  • Kirchengerät und Barschaft:
    1 grünes Ornat mit Requisiten
    1 altes purpurnes Ornat
    1 Meßbuch; 1 Agenda
    1 silb. Pacificale
    5 Schock bar Geld.
  • Aus der Kirche sind vor Jahresfrist 31 Fl. und ein Kelch gestohlen:“ (fast wie heute)

Weiter steht im „anhaltischen Land- und Amtsregister des 16. Jh. S. 141 f.
„1547 Der Pfarre zugehoer:
Es hat eine uf Clein Körnitzker Marke, die wirk(t) Peter Schadewald zu Zubeck, pachtet 10 Schl. an Hafer und rocken.
Item (ebenso) es hat 23 eiserne Schaf, zinset jährlich 23 gr.
Item 1 eisern Kuh, zinset 2 ½  gr.
Item 28 schl. Getreide an Hafer und rocken jerlich zins aus Meilendorf“

Es ist anzunehmen, das Fraßdorf doch zur Kirche Meilendorf gehörte, aber der Quellendorfer Pfarrer aushelfen mußte.

Wie es aber um die Bereitschaft in die Kirche zu gehen bestellt war, zeigt folgender Brief des Reupziger Pfarrers Ernst Reinschmidt (zuständig für Meilendorf) an den Superintendenten in Dessau von 1676:

„Wol Ehrwürdiger, Andächtiger und Hochgeahrter Superintendent pp
weil meine kranken fuße von geschwulsten und hitzigen blattern mir noch fast tag und nacht große schmertzen machen, so daß ich um die 6. bis 7. wochen keine Schuhe habe können anziehen, und daher solches nicht allein unterdessen meinen HochgeEhrten Herrn Superintendenten, sondern auch den Herrn Secretarium, in Abwesenheit des Herrn Cantzlers berichtet und gebeten, daß das nun vor 2 Jahren abgefaßte decretum an die Meilendorffischen Anspänner ausgefertiget, und ihnen mit ansehnlicher bedrohung anbefohlen werden möchte, damit sie  mich mit fuhre bey diesen beschwerlichen zustande abholen sollen, so ist doch bis dato nichts erfolget, haben auch geantwortet: sie hätten keinen befehl bekommen, und ob sie gleich denselben bekommen würden, wollten sie es doch allein nicht thun, wo nicht die von Adel, als Juncker Heise zu Fraßdorff und Juncker Schammer Pächtinhaber zu Zehmig ihre fuhren ihnen verrichten wurden.“

Das sagt uns, daß die Leute doch nicht so gottesfürchtig waren und froh waren, wenn der Pastor nicht kam. Auch Junker Heise aus Fraßdorf war da nicht besser, obwohl er sicherlich Pferde und Kutsche zur Verfügung hatte.

Sie müssen sich vorstellen, wie die Zeit um 1676 war. Man mußte zu Fuß nach Meilendorf. Feste Straßen gab es nicht. Pferde hatte nicht jeder. Und dann wurde auch noch Kollekte eingesammelt. Da ist man lieber einmal nicht in die Kirche gegangen.

Über die Kirche von Meilendorf, die auch die Fraßdorfer ist, möchte ich in einem weiteren Aufsatz berichten.

Beitrag zur Geschichte von Fraßdorf

Mir liegt das Protokollbuch der Dorfschulzen und Bürgermeister über abgehaltene Sitzungen der gewählten Vertreter von 1870 bis 1937 in Abschrift vor. Das Original verwaltet unsere Dorfchronistin Roswitha Schulze.

Aus diesem Protokollbuch möchte ich in loser Folge kleine Berichte veröffentlichen. Leider waren unsere Altvorderen nicht sehr mitteilungsbedürftig (das Schreiben war sicher schwierig), so daß oft nur protokolliert wurde: „es wurden weitere Gemeindeangelegenheiten beraten.“

– aber welche?

Diese Niederschrift betrifft die Wahl eines Schulzen. Sie lautet: „Der Maschinist Ernst Müller ist zum Schulzen, der Kossat Gottlieb Schmidt zum 1. Schöppen, der Resterateur Friedrich Kreuzmann zum 2. Schöppen den 11. April 1870 bis 11.April 1876 von der Gemeinde ausgewählt und von Herzöglicher Kreisdirektion bestätigt worden.“

Dieser Schulze – Ernst Müller – schrieb dann darunter: „Zum Andenken an den Feldzug gegen Frankreich 1870-1871 wurde von der Gemeinde eine Friedenseiche gepflanzt an der Schmiede, demnach ist diese Eigentum der Gemeinde. Zur Nachricht für die Nachfolger von Müller.“

Diese Friedenseiche muß aber nicht sehr alt geworden sein, denn am 17. März 1904 steht protokolliert: „In der heute abend vorschriftsmäßig zusammenberufenen Gemeindeversammlung wurde beschlossen undzwar einstimmig, daß die alte Friedenseiche abgehauen wird und eine andere an einen anderen Platz gepflanzt werde, welcher Platz am Abend bei der Gemeindeversammlung von den Anwesenden Gemeindemitgiedern mit der Laterne angesehen wurde. Es soll statt einer Eiche eine Linde gepflanzt werden, die selbst soll ein Geländer erhalten, welches vom Schmiedemeister Höhne auf Kosten der Gemeinde angefertigt wird.“

Der Gemeindevorstand BOTH

Auch diese Linde ist nicht sehr alt geworden, denn im Protokoll vom 2. März 1910 steht geschrieben: „Auch soll eine neue Friedenslinde angekauft und gepflanz werden.“
Ob die vorherige Linde eingegangen ist oder ob eine weitere Linde gepflanzt wurde, ist nicht protokolliert.

Ich persönlich kann mich aus Kinderzeit an eine Linde hinter dem jetzigen Kriegerdenkmal auf dem Bäckerplatz erinnern.

23.03.2020
Kriegerdenkmal auf dem Bäckerplatz – heute von Sträuchern umgeben

Eventuell weiß jemand, wann diese Linde abgeholzt wurde und könnte darüber berichten?

Günther Fischer

Die 2. Fraßdorfer Flurwanderung war wieder sehr informativ

die Feldküche ist schon startklar-Nudelsuppe soll es mittags geben

Über 40 Teilnehmer – manche auch mit dem Nachwuchs – folgten dem Aufruf und wanderten am 13.10.2019 bei der 2. Fraßdorfer Flurwanderung fast zwei Stunden lang bei schönem herbstlichen Sonnenschein durch die Feldflur nördlich von Fraßdorf.

Gestartet wurde die Wanderung gegen 09:30 Uhr in Fraßdorf am Dorfgemeinschaftshaus. Hier gab Herr Günther Fischer erste Informationen zum Ablauf und zitierte aus der Ortschronik von Fraßdorf. Es ging dann zum westlichen Eingang der ehemaligen „Domäne“ (heute Alte Siedlung) weiter. Hier begann neben dem Weg ehemals auch der „Gutsgarten“. Es wurde dann weiter über den Rüsterweg, vorbei am „Zehmigkfeld“, durch den Bereich „Hinter dem Gehöft“ zur ehemaligen „Schwemme“ und dann bis zum „Jesurfeld“ gewandert. Dann ging es wieder zurück zum Ausgangspunkt Dorfgemeinschaftshaus.

Moderiert wurde die Flurwanderung wieder durch Herrn Fischer, der extra eine Flüstertüte organisiert hatte, damit ihn auch alle Mitwanderer hören konnten. Neben historischen Fakten gab Günther Fischer auch kleinere Anekdoten zum Besten, die durch den Oberjägermeister Otto Both mit Beiträgen aus dem jagdlichen Blickwinkel ergänzt wurden.

Wie schon im vorigen Jahr, fand die Wanderung wieder in einer gemütlichen Zusammenkunft zum Mittag ihren Abschluss.

Es konnten sich alle Wanderer mit einer deftigen Nudelsuppe stärken , welche vor Ort frisch von Mattias Weigt und freiwilligen Helfern gekocht wurde – und natürlich konnte sich auch jeder mit einem kühlen Bierchen oder mit alkoholfreien Getränken den Durst löschen.

Ich möchte mich im Namen aller Fraßdorfer und Gäste bei Allen für die Vorbereitung und Mitwirkung bei dieser einmal wieder sehr gut gelungenen Sonntagsveranstaltung bedanken.

Ralf Moritz
Ortsbürgermeister

[Als nächste Veranstaltung ist am 16.11.2019 ein Traditionsfeuer zum Fest des heiligen Martin auf dem Brennplatz hinter dem Friedhof geplant]




Gründung der Feuerwehr Fraßdorf (aus dem alten Protokollbuch der Gemeinde Fraßdorf)

Unsere alte Sonnenuhr ist wieder da!

Ein Grundstück veränderte sich